Wir haben ihn überlebt: den dunkelsten Dezember in NRW seit 1993

Auch der Januar versinkt im Dauergrau. Das trübe Regenwetter kann sich schnell auf die Stimmung legen.

Düsseldorf. Das Wetter muss mal wieder sein inneres Gleichgewicht verloren haben — oder will uns einfach nur die Laune verderben. Seit Wochen schon macht sich die Sonne extrem rar. Auf La Palma scheint sie vielleicht, hier bricht sie nur ganz selten durch die dichte Wolkendecke. Zuletzt wurden am 22. November 4,5 Sonnenstunden registriert. Nach dem Düster—Dezember versinkt jetzt auch der Januar im Dauergrau: Es stürmt, regnet oder nieselt. Man kennt es schon gar nicht mehr anders. Die Daten vom Deutschen Wetterdienst in Essen (DWD) belegen das: Der Dezember war mit insgesamt 11,5 Sonnenstunden einer der sonnenärmsten in NRW. Nur der Dezember 1993 war mit 8,6 Stunden noch ein bisschen dunkler.

Der Dezember 2016 war der dunkelste in NRW seit 1993. Symbolbild.

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Auch der September, Oktober und November fielen insgesamt eher trüb aus. „Normalerweise liegt der Mittelwert der Sonnenstunden etwa für die Stadt Essen bei 38,8 Stunden“, erklärt DWD-Meteorologin Maria Hafenrichter. Eine tiefere Begründung für diese besonders tristen Wochen gebe es nicht. Für die regionale Witterung in den Wintermonaten gelte als Faustformel „Je wolkiger, desto milder“. Hafenrichter: „Unter Hochdruckgebieten wird es grundsätzlich eher kalt und frostig. Da hat es die Sonne leichter.“

Das trübe Wetter kann sich schnell auf die Stimmung legen. Viele Menschen fühlen sich in den Wintermonaten schlapp, sind weniger belastbar, gereizt oder unkonzentriert. Medizinisch gesehen setzt das Sonnenlicht einen Prozess in Gang, der die Vitamin-D-Produktion ankurbelt, Lichtmangel hingegen bringt das Zusammenspiel der Hormone aus dem Takt.

Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Depression ist die Winterdepression oder auch Saisonal Abhängige Depression an das Lichtdefizit gekoppelt, sagt der Mediziner und Psychologe Professor Ulrich Sprick, Chefarzt des Ambulanten Zentrums am St. Alexius-/St. Josef-Krankenhauses in Neuss. Ansonsten seien die Symptome ähnlich: Die Stimmung ist schlecht, man ist antriebslos. Hinzu komme das Bedürfnis, länger zu schlafen sowie Heißhunger auf Süßes (der Serotonin-Spiegel im Blutspiegel sinkt, das Gehirn versucht durch eine gesteigerte Lust auf Süßes den Mangel auszugleichen).

Jeder vierte Deutsche leide im Winter unter Beeinträchtigungen. Eine Lichttherapie kann helfen, sagt Sprick. Dafür braucht es eine spezielle Lampe mit einer Lichtstärke von mehr als 5000 Lux. Dabei nehmen die Augen Licht mit möglichst hohem Blauanteil (steht für Aktivität) auf. Manche Lampen verfügen über 10 000 Lux, sie kosten 100 bis 200 Euro.

Bei einem leichten Winterblues reicht eine Lichttherapie häufig schon aus, sagt der Mediziner. Man müsse aber auch nicht gleich in eine Lichtdusche investieren, auch ein kurzer Spaziergang in der Mittagspause könne schon ausreichen: „Tageslicht ist am besten. Auch an einem grauen Wintertag beträgt die Lichtstärke noch 6000 bis 7000 Lux und liegt damit über den 500 bis 600 Lux in Innenräumen.“ Sprick empfiehlt zudem, den Vitamin-D-Speicher mit Lebensmitteln wie Milch, Eiern oder Avocado aufzufüllen. Denn Vitamin D ist eigentlich ein Hormon, das vor allem durch Sonneneinstrahlung in der Haut gebildet wird. „Auch die Ernährung hat mit der Stimmung zu tun. Vieles hängt mit vielem zusammen."