Wischblätter und Motoren ertönen zur Symphonie
Mannheim (dpa) - Dröhnende Motoren, quietschende Wischblätter und Hupen, dazu eine multimediale Lasershow: Bei der „autosymphonic“ in Mannheim begeisterten vor allem 80 Autos die Zuhörer.
Die klackenden und zischenden Fahrzeuge, darunter viele Oldtimer, traten am Samstag auf einer großen Bühne auf - gemeinsam mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg sowie mehreren Chören. Star des Abends war der erste Patentwagen von Carl Benz aus dem Jahr 1886. Er gilt als das erste moderne Automobil.
Knapp 20 000 Zuschauer feierten begeistert die einstündige Welturaufführung des Werkes. Unter ihnen war auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Verantwortlich zeichneten der zypriotische Komponist Marios Joannou Elia und für das Laserspektakel Horst Hamann.
Gegen die Autos hatten die Söhne Mannheims keine Chance. Sie fungierten als Vorprogramm und präsentierten zum ersten Mal ihr Lied „Mein erstes Wort hieß Auto“. Sänger Xavier Naidoo sagte: „Viele Familien kamen in den letzten Jahrzehnten auch wegen des Autos nach Mannheim und haben durch die hier gemachten Erfindungen Arbeit und Glück gefunden.“ Die 14-köpfige Band übernahm in der Autosymphonie dann noch einen Part und besang die Mobilität als Privileg des modernen Menschen.
In den oft an Filmmusik erinnernden Sequenzen waren immer wieder rhythmisches Autotürknallen oder mit Schlagzeug-Schlägeln beklopfte Felgen zu hören. 120 Mannheimer Schüler arbeiteten an diesem Klangteppich. Damit wollte der Komponist die nicht mehr aus dem Alltag wegzudenkenden Geräusche der Mobilität wiedergeben, die als Rhythmen der modernen Welt ins Unterbewusstsein dringen.
Auf vielfältige Weise wurde durch die Lebensgeschichten und durch Originalzitate des Autopioniers Carl Benz und seiner Frau Bertha dargestellt, wie die ohne Körperkraft betriebenen Fahrzeuge das menschliche Leben verändert haben. Der Ingenieur Benz hatte seinen berühmten dreirädrigen Motorwagen in Mannheim entwickelt. Damit unternahm seine Frau Bertha 1888 heimlich die erste Überlandfahrt von Mannheim nach Pforzheim, woran am Wochenende eine Gedenkfahrt auf der Originalstrecke erinnerte.
Mit Choreinlagen wurden die Zweifel und Visionen des Erfinders dargestellt, der durch seine Arbeit der Menschheit eine neue Welt erschließen wollte. Besondere Klangerlebnisse, die man mit einem bestimmten Autotyp in Verbindung hätte bringen können, wurden jedoch für den ästhetisch-pompösen Gesamteindruck und die mit Nebelschwaden verstärkten Lichtinstallationen geopfert. Die musikalische Botschaft war dennoch erkennbar: Das Auto muss immer wieder neu erfunden werden.