72 Stunden Hoffnung für russische Marsmond-Mission

Moskau (dpa) - Hoffen auf ein „Wunder im Weltall“: Russland kämpft nach zwei Fehlzündungen der Raketentriebwerke um seine spektakuläre Mission zum Marsmond Phobos.

Wenige Stunden nach dem Start vom Weltraumbahnhof Baikonur sei der unbemannte Frachter vom Kurs abgekommen, sagte der Chef der Raumfahrtbehörde Roskosmos, Wladimir Popowkin, am Mittwoch.

Für eine mögliche Korrektur blieben etwa 72 Stunden, sagte ein Roskosmos-Experte. Dann drohe der 13 Tonnen schwere Transporter mit radioaktivem Kobalt 57 sowie Tanks voller giftigem Treibstoff zur Erde zu stürzen. Die Panne bedeutet nach Problemen mit Trägerraketen einen erneuten, heftigen Rückschlag für die Raumfahrtnation.

Russlands erste interplanetare Mission seit 15 Jahren sollte im August 2014 Bodenproben von Phobos zur Erde bringen. Der Frachter war am Dienstag um 21.16 Uhr MEZ vom Weltraumbahnhof Baikonur gestartet. Die etwa 120 Millionen Euro teure russische Sonde Phobos-Grunt („Phobos-Boden“) und der chinesische Satellit Yinghuo-1 („Glühwürmchen-1“) hätten sich zunächst wie geplant von der Zenit-Trägerrakete getrennt, hieß es. Dann aber versagten beide Triebwerkszündungen vermutlich wegen defekter Sensoren.

Russische Agenturen zitierten einen Roskosmos-Mitarbeiter mit den Worten, es helfe „nur ein Wunder“. Die Chancen auf eine Rettung seien gering. „Die schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet.“ Dem widersprach Popowkin. Allerdings habe die Flugleitzentrale wegen der leerlaufenden Batterien an Bord höchstens drei Tage Zeit, das Raumschiff wieder auf Kurs zu bringen, räumte er ein. „Dies ist eine außerplanmäßige Situation. Aber wir haben Kontakt zum Transporter.“

Bereits vor dem Start hatten Kritiker angemahnt, dass die Technik des Raumfrachters nicht genügend getestet sei. Roskosmos wies dies zurück. Mit dem jetzigen Start wollte die Behörde ausnutzen, dass die Entfernung zu Phobos geringer ist als in den nächsten Jahren.

Russland hatte nach mehreren Bilderbuchstarts auf ein Ende der Pannenserie gehofft. Auch das vor wenigen Tagen erfolgreich zu Ende gegangene Isolationsexperiment Mars500 in Moskau sorgte bei Roskosmos für neues Selbstvertrauen.

„Der Transporter bewegt sich in einer Höhe zwischen 208 und 356 Kilometern“, sagte der Roskosmos-Experte nach Angaben der Agentur Interfax. Nach etwa fünf bis zehn Tagen könnte er an Geschwindigkeit verlieren und abstürzen. „Wohl nur ein Teil des mehr als 13 Tonnen schweren Frachters würde dann in der Atmosphäre verglühen.“

Erstmals teilte die Raumfahrtbehörde mit, dass sich an Bord auch radioaktives Kobalt 57 befindet. Einige Gramm seien für ein Messgerät nötig, das für die Erforschung des Mars-Trabanten vorgesehen sei.

Geplant war, dass die Messapparatur im kommenden Jahr Mars und Phobos erreicht und bei Umrundungen Daten zur Erde funkt. Außerdem sollte ein chinesischer Satellit auf einer Mars-Umlaufbahn ausgesetzt werden. Für Anfang 2013 war die Landung einer Sonde auf Phobos vorgesehen, 2014 sollte dann eine Kapsel Proben zur Erde bringen.

Die Forscher erhofften sich von der aufwendigen Mission Erkenntnisse über die Entstehung unseres Sonnensystems. Roskosmos hatte den Start der Messapparatur bereits für 2009 geplant, musste die Mission aber wegen technischer Probleme verschieben.