„Alex-Festwochen“ sollen Zukunft der Raumstation ISS sichern

Köln (dpa) - Ein aufschlussreiches Zitat kam bei der Konferenz im Europäischen Astronautenzentrum in Köln nicht von den Podiumsteilnehmern, sondern aus den Reihen der Zuhörer. Ein Mitarbeiter der europäischen Weltraumagentur ESA seufzte: „Alle lieben Alex.

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Davon werden wir noch lange zehren müssen.“

Alexander Gerst ist ein Phänomen, das bewies er auch diesmal wieder. Da parlierte er in makellosem Englisch, alles druckreif. Und blieb eben doch Alex. Einer der abhebt, aber dabei kein bisschen abgehoben rüberkommt. Die meisten Daten, die er bei seinen Experimenten im vorigen halben Jahr gesammelt habe, müssten noch ausgewertet werden, sagte Gerst, der erst in der vergangenen Woche von der Internationalen Raumstation ISS zurückgekehrt war. „Ich bin gespannt, was da rauskommt.“

Die ESA und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) scheinen entschlossen, die „Alex-Festwochen“ noch mindestens bis zum 2. Dezember auszudehnen. Dann entscheidet eine Ministerrats-Konferenz über die Finanzierung des europäischen Teils der ISS für die nächsten drei Jahre.

Bei dem Gedanken daran bekommt der ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt, Thomas Reiter, ein „ungutes Bauchgefühl“, denn: „Wir wissen alle, wie die wirtschaftliche Situation insgesamt in Europa ist, und deshalb blicke ich natürlich mit Spannung der Konferenz entgegen. Die Anzeichen deuten eigentlich darauf hin, dass wir die erforderliche Finanzierung erhalten, aber letztendlich werden wir das erst am Abend des 2. Dezember wissen.“

Deshalb kann so eine Konferenz wie jetzt in Köln sicher nicht schaden. Führende Mediziner, Physiker, Zellbiologen und Molekularwissenschaftler versicherten dabei immer wieder aufs Neue, wie wichtig die ISS-Experimente in der Schwerelosigkeit für ihren Forschungszweig und damit am Ende auch für ganz normale Erdlinge seien. Die Versuche im Weltall dienten dem Zweck, „das Leben auf der Erde zu verbessern“, betonte auch Gerst.

Nur an ganz wenigen Stellen verrieten einzelne Sprecher schon mal leichte Irritation darüber, dass die Öffentlichkeit immer den praktischen Nutzen sehen will, dass es eben so gar nicht mehr ausreicht zu sagen: Wir sind Raumfahrer - wir erkunden die Weiten des Weltalls und enträtseln die großen Fragen der Menschheit, gebt uns Geld dafür!

Nein, die Botschaft muss inzwischen lauten: Auch du brauchst die Raumfahrt! Weil du zum Beispiel Osteoporose bekommen könntest, und Experimente auf der ISS dabei helfen, Medikamente gegen diese Knochenkrankheit zu entwickeln.

Es war DLR-Chef Jan Wörner, der in diesem Zusammenhang eine Anekdote über Michael Faraday (1791-1867) erzählte, den bedeutendsten Pionier bei der Entwicklung des elektrischen Stroms. Als der britische Premierminister einmal Faradays Werkstätten besuchte und ihm dieser daraufhin seine Generatoren zur Erzeugung von Elektrizität vorführte, fragte der Politiker nur: „Und wozu soll das gut sein?“ Ebenso empfinden Wörner, Reiter, Gerst & Co die Frage, was die Erforschung des Universums letztlich bringen soll.

Faraday ließ sich übrigens nicht provozieren. Seine schlagfertige Antwort soll gelautet haben: „Keine Ahnung. Aber ich wette, dass Ihre Regierung es eines Tages besteuern wird.“