Analyse: Aspirin senkt Todesrisiko durch Krebs
London (dpa) - Eine tägliche Dosis Aspirin kann einer britischen Analyse zufolge das Todesrisiko durch verschiedene Krebserkrankungen senken. Das zeigt die Auswertung von acht Studien, in denen Aspirin ursprünglich gegen Herzkreislauferkrankungen getestet wurde.
Unter den Aspirin-Patienten war dabei das Krebstodesrisiko um rund ein Fünftel niedriger, schreiben Mediziner um Peter Rothwell von der Universität Oxford im britischen Fachblatt „The Lancet“. Damit sei erstmals belegt, dass Aspirin die Gefahr einer Reihe tödlicher Krebsarten senke. Zuvor hatten Studien dem Aspirin-Wirkstoff Acetylsalicylsäure bereits bescheinigt, das Risiko für tödlichen Darmkrebs zu mindern.
Rothwell und seine Kollegen werteten acht Studien aus, an denen insgesamt 25 570 Patienten teilgenommen hatten. 14 035 der Probanden hatten Aspirin genommen, unter ihnen gab es 327 tödliche Krebsfälle - das entspricht einem Anteil von 2,3 Prozent. Von den 11 535 Teilnehmern, die kein Aspirin dauerhaft genommen hatten, starben 347 an Krebs - das sind 3 Prozent.
Unter den Patienten, die individuell nachbeobachtet wurden, registrierten die Forscher erst nach mindestens fünf Jahren ein niedrigeres Krebstodesrisiko. Besonders deutlich zeigte sich das bei bösartigen Tumoren im Verdauungstrakt.
„Diese Ergebnisse liefern den ersten Beleg beim Menschen, dass Aspirin Todesfälle durch verschiedene häufige Krebsarten senkt“, schreiben die Autoren. „Diese Resultate bedeuten nicht, dass alle Erwachsenen sofort anfangen sollten, Aspirin zu nehmen“, schränkte Rothwell in einer Mitteilung ein. So kann Aspirin etwa zu gefährlichen Blutungen führen, insbesondere im Magen-Darm-Bereich.
Der Nutzen des Wirkstoffs Acetylsalicylsäure müsse nun jedoch neu bewertet werden, meinte Rothwell. So sei der beobachtete Effekt der billigen Acetylsalicylsäure sogar größer als bei etablierten Vorsorgeprogrammen wie dem Brustkrebsscreening.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg sprach von einer sehr guten, validen Studie. Als Wirkmechanismus seien verschiedene Wege vorstellbar, sagte DKFZ-Mitarbeiterin Karin Müller- Decker. So hemme Aspirin ein Enzym, das wachstumsfördernde Substanzen im Körper produziere. Aus verschiedenen Untersuchungen sei Aspirin als Wachstumsbremse für Tumoren bekannt.
Allerdings sollte jede Aspirintherapie mit dem Arzt entschieden werden. „Aspirin ist ein Medikament, das Nebenwirkungen haben kann, und jeder reagiert anders darauf“, mahnte Müller-Decker. „Wer ohne ärztliche Überwachung täglich Aspirin einnimmt, geht ein hohes Risiko ein.“