Der Name der Rose: Informatiker enträtseln alte Manuskripte
Karlsruhe (dpa) - Informatiker und Historiker gehen gemeinsam den Geheimnissen mittelalterlicher Handschriften auf den Grund.
Zum Auftakt einer Fachkonferenz am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) stellte die Computerwissenschaftlerin Swati Chandna ein Software-Projekt vor, das die verborgenen Beziehungen zwischen mehreren tausend Manuskripten enthüllen will.
Mit Techniken der Bild- und Mustererkennung erfasst diese Software die Anteile von Bild- und Textflächen einer mittelalterlichen Handschriftenseite. Die statistische Analyse des Layouts erlaubt dann Rückschlüsse, aus welcher Klosterstube oder von welchem Schreiber ein bislang nicht zugeordnetes Manuskript stammen könnte. „Der Computer kann die Flächen der Manuskriptseiten analysieren, die Bedeutung kann aber nur ein Mensch erforschen“, sagte die Darmstädter Sprachwissenschaftlerin Celia Krause.
Im Projekt „eCodicology“ werten Wissenschaftler am KIT, der TU Darmstadt und der Universität Trier 440 Manuskripte aus dem 8. bis 16. Jahrhundert mit insgesamt 170 000 Seiten aus. Sie stammen aus der Benediktinerabtei St. Matthias in Trier und wurden eingescannt. Die Schreibstube einer solchen Benediktinerabtei spielt auch eine wichtige Rolle im Roman „Der Name der Rose“ von Umberto Eco.
Von den rund 60 000 mittelalterlichen Handschriften in Deutschland sind nach Angaben der Bayerischen Staatsbibliothek bislang etwa 4500 digitalisiert. Ein von dieser Bibliothek koordiniertes Projekt hat die Gesamtdigitalisierung zum Ziel, damit das kulturelle Erbe auf Dauer erhalten wird und Forschern wie der Öffentlichkeit bereitsteht.
Eine automatische Texterkennung der eingescannten Handschriften liegt allerdings in weiter Ferne: „Wir sind extrem skeptisch, dass es auf absehbare Zeit gelingen kann, eine OCR-Texterfassung auf mittelalterliche Handschriften anzuwenden“, sagte Projektleiterin Carolin Schreiber der Deutschen Presse-Agentur.