Doppelsternsystem: Weißer Zwerg grillt Roten Zwerg
Garching/London (dpa) - Astronomen haben ein ungewöhnliches Doppelsternsystem entdeckt. Das Duo im Sternbild Skorpion besteht aus einem Roten Zwergstern und einem Weißen Zwergstern, der seinen roten Begleiter mit energiereicher Strahlung röstet.
Das in regelmäßigen Abständen pulsierende Doppelsystem sei zwar schon vor Jahrzehnten entdeckt, damals aber falsch als veränderlicher Einzelstern klassifiziert worden, berichtete die Europäische Südsternwarte Eso am Mittwoch an ihrem Hauptsitz in Garching bei München.
Erst jetzt sei mit dem „Very Large Telescope“ (VLT) der Eso und mit anderen Instrumenten die wahre Natur des Systems erkannt worden. Forscher um Tom Marsh von der Universität Warwick (Großbritannien) stellen ihre Analysen im Fachblatt „Nature“ vor.
Demnach hat der Weiße Zwerg, der nur etwa so groß ist wie die Erde, etwa zwei Drittel der Masse unserer Sonne. Der Rote Zwerg ist viel größer, hat aber nur ein Drittel der Masse unserer Sonne. Beide umkreisen sich alle 3,6 Stunden. Der schnell rotierende Weiße Zwerg ist stark magnetisch und beschleunigt mit seinem Magnetfeld Elektronen nahezu auf Lichtgeschwindigkeit.
Diese schnellen Elementarteilchen erzeugen einen gebündelten Strahl, der wie der Lichtkegel eines Leuchtturms regelmäßig den Roten Zwerg überstreicht. Dies lässt das gesamte System, das die Katalognummer AR Scorpii trägt, alle knapp zwei Minuten kurzzeitig hell aufleuchten. „Exotische Sternsysteme interessieren uns Astronomen besonders. Sie werfen spannende Fragen für die Astrophysik auf“, sagte Manfred Gaida vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Allerdings sei noch unklar, woher die sogenannten relativistischen Elektronen bei dem Weißen Zwerg stammen.
Die Elektronen erzeugen auch Strahlung im Bereich der Radiowellen, die nach Eso-Angaben noch nie zuvor in einem System mit einem Weißen Zwerg beobachtet worden ist. „AR Scorpii wurde zwar schon vor über 40 Jahren entdeckt, aber seine wahre Natur war unbekannt, bis wir 2015 begonnen haben, ihn zu beobachten“, sagte Warwick-Forscher Marsh. Amateurastronomen aus Deutschland, Belgien und Großbritannien war das ungewöhnliche Verhalten des Systems aufgefallen.