Ebola-Virus kann sich monatelang in Samenflüssigkeit halten
Freetown/Boston (dpa) - Nach einer überwundenen Ebola-Erkrankung können Männer Virusbestandteile noch mindestens neun Monate in ihrer Samenflüssigkeit haben. Das zeigt eine Studie, in der ein internationales Forscherteam in Sierra Leone 93 Überlebende einer Ebola-Erkrankung untersuchte.
Generell sank die Belastung mit der Zeit, wie die Forscher im „New England Journal of Medicine“ berichten. Weitere Tests sollen klären, was das Überdauern der Virusfragmente für das von den Menschen ausgehende Infektionsrisiko bedeutet. Es gebe bislang nur wenige Verdachtsfälle für solche Übertragungen, betonen die Forscher.
Die Forscher analysierten Samenproben der 93 Männer. Bei allen Männern, deren Krankheit höchstens drei Monaten zurück lag, fand sich Erbmaterial der Ebola-Viren in den Proben. In der Gruppe mit einem Zeitraum von vier bis sechs Monaten nach der Krankheit war dies bei knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Männer der Fall und nach sieben bis neun Monaten noch bei gut einem Viertel (26 Prozent). Der Nachweis von Ebola-Erbgut heiße aber nicht, dass auch infektiöse Viren vorhanden seien, schreiben die Autoren.
„Es zeichnen sich immer mehr Gesundheitsprobleme ab, die Ebola-Überlebenden drohen“, sagte Tom Frieden, Leiter der US-Gesundheitsbehörde CDC, die an der Studie mitwirkte. „Diese Studie liefert wichtige neue Informationen zum Überdauern des Ebola-Virus in Samen und hilft uns, Überlebenden und ihren Angehörigen Empfehlungen zu geben, um gesund zu bleiben.“
„Diese Resultate kommen zu einer entscheidenden Zeit und erinnern uns daran, dass auch in einer Zeit stetig sinkender Ebola-Fallzahlen Überlebende und ihre Familien weiterhin gegen die Folgen der Krankheit kämpfen“, sagte der Ebola-Beauftragte der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Bruce Aylward. Überlebende sollten noch sechs bis zwölf Monate etwa mit der Gabe von Kondomen unterstützt werden, um zu gewährleisten, dass ihre Partner dem Virus nicht ausgesetzt würden.
Vor rund einer Woche wurde bekannt, dass eine schottische Krankenschwester neun Monate nach ihrer vermeintlichen Heilung von Ebola erneut daran erkrankte. Im Frühjahr war das Virus auch bei einem Arzt in den USA, der als geheilt gegolten hatte, wieder aktiv geworden. Bei ihm hatte das Virus Berichten zufolge im Auge überdauert.
Bei der Ebola-Epidemie in Westafrika wurden seit Ende 2013 mehr als 28 400 Erkrankungen registriert. Fast 11 300 Menschen starben laut WHO an der Erkrankung. In Sierra Leone wurden seit drei Wochen keine neuen Fälle bekannt. Das Land hofft, kommenden Monat für Ebola-frei erklärt zu werden.