Europa will erstmals auf Kometen landen

Darmstadt (dpa) - Aufwachen und ran an die Arbeit: Mit einem Weckruf für die Raumsonde „Rosetta“ im Weltall startet die europäische Raumfahrtagentur Esa an diesem Montag (20.) die heiße Phase einer ehrgeizigen Mission.

Das Ziel: Mit einer nach Esa-Angaben noch nie dagewesenen Landung auf einem Kometen sollen die Anfänge des Sonnensystems erkundet werden.

„Rosetta“ war auf ihrer langen Reise vor zweieinhalb Jahren in einen energiesparenden Tiefschlaf versetzt worden. Der Wecker ist am Montag auf 11.00 Uhr gestellt. Gesteuert werden Europas Raumsonden und Satelliten vom Esa-Kontrollzentrum Esoc in Darmstadt.

Wenn alles klappt, „Rosetta“ wieder richtig loslegt und dann den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko erreicht hat, wird es ernst. Für November 2014 ist die spektakuläre Landung des von der Raumsonde transportierten Minilabors „Philae“ auf dem Schweifstern geplant. Das kann eine Goldgrube für die Forschung werden. Kometen - eine Mischung aus Stein, Eis und Staub - sollen Urmaterie vom Beginn des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahre enthalten. Damit wäre der Blick in die Kinderstube des Sonnensystems möglich.

„Das erste wirkliche Rendezvous mit einem Kometen“, sagt Esa-Flugdirektor Paolo Ferri (54). Besucht worden seien Kometen schon des öfteren, ein solches wirkliches Aufeinandertreffen habe es aber noch nicht gegeben.

„Das heikelste ist die Landung selbst“, sagt Stephan Ulamec (47), der „Philae“-Projektleiter beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). „Wir wissen nicht, ob die Oberfläche des Kometen weich oder hart ist.“ Gelandet wird deshalb auch ganz langsam. „Wir werden versuchen, einen Aufprall zu verhindern.“

„Rosetta“ war am 2. März 2004 mit einer Ariana-5-Rakete vom der Weltraumstation Kourou in Französisch-Guayana ins All gestartet. Seit dem 8. Juni 2011 befindet sie sich in einem energiesparenden Tiefschlaf, rast aber noch durchs All. Die Raumsonde ist schon so lange unterwegs, damit sie genug Tempo bekommt, um den rasend schnellen Kometen einzuholen.

Das Aufwachen am Montag sei mit dem Hochfahren eines Computers zu vergleichen, schildert Ferri. Es werde vermutlich bis etwa 18.30 und 19.30 Uhr dauern, bis die Sonde wieder voll fit ist. „Bevor "Rosetta" das Signal zur Erde schickt, dass alles in Ordnung ist, müssen die Systeme erst wieder warm werden.“

Nächstes Jahr wird es heikel. Im August 2015 wird der Komet auf seiner Bahn der Sonne am nächsten sein. Dann wird es für den auf ihm gelandeten „Philae“ zu heiß. Ulamec geht davon aus, dass dies für den Lander das Aus bedeutet. So sieht es auch Ferri. Aber das mache den Wissenschaftlern keinen Strich durch die Rechnung. „Wenn "Philae" gelandet ist, hat er schon ein paar Tage danach seinen Dienst getan.“

Weltraumforscher vergleichen das Vorhaben mit der Mondlandung 1969. Bislang ist zwar noch keine Sonde auf einem Kometen gelandet. Allerdings war die japanische Raumsonde „Hayabusa“ bereits im Jahr 2005 auf dem Asteroiden Itokawa und hat fünf Jahre später Bodenproben davon zur Erde zurückgebracht.