Forscher finden fernsten Zwergplaneten

Washington/London (dpa) - Astronomen haben das bislang fernste Mitglied unseres Planetensystems aufgespürt: Der Zwergplanet mit der vorläufigen Bezeichnung 2012 VP113 kommt der Sonne nie näher als rund zwölf Milliarden Kilometer.

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Das ist rund 80 Mal so weit entfernt wie die Erde von der Sonne. Chadwick Trujillo vom Gemini-Observatorium auf Hawaii und Scott Sheppard von der Carnegie Institution in Washington stellen ihre Entdeckung im britischen Fachjournal „Nature“ vor. Der Fund legt demnach die Existenz eines weiteren großen Planeten in den fernen Außenbezirken unseres Systems nahe.

2012 VP113 hat einen Durchmesser von rund 450 Kilometern und zieht noch rund 600 Millionen Kilometer weiter außen seine Bahn als der zuvor fernste Zwergplanet Sedna. Damit zeige sich, dass Sedna kein Einzelgänger sei, betonen die Autoren. Sie haben hochgerechnet, dass es in dieser Region, der sogenannten inneren Oort'schen Wolke, sogar rund 900 Himmelskörper mit Durchmessern von mehr als 1000 Kilometern geben könnte.

„Einige dieser Objekte der inneren Oort'schen Wolke könnten in der Größe sogar mit Mars oder Erde konkurrieren“, glaubt Sheppard. „Die Suche nach diesen entfernten Objekten der inneren Oort'schen Wolke sollte fortgeführt werden, weil sie uns viel darüber verraten können, wie unser Sonnensystem sich gebildet und entwickelt hat“, erläutert der Forscher in einer Mitteilung der Carnegie Institution.

Das Sonnensystem lässt sich einteilen in die inneren Gesteinsplaneten Merkur, Venus, Erde und Mars, die äußeren Gasriesen Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun sowie den Kuiper-Gürtel aus Tausenden eisigen Objekten, zu denen auch der degradierte Zwergplanet Pluto zählt. Der Kuiper-Gürtel reicht etwa bis zur 50-fachen Entfernung der Erde zur Sonne. Weit außen vermuten Astronomen die Oort'sche Wolke, Heimat zahlreicher Kometen.

Der 2003 entdeckte Zwergplanet Sedna nähert sich der Sonne nie mehr als die 76-fache Distanz Erde-Sonne. Bis zum Fund von 2012 VP113 sei nicht klar gewesen, ob es sich bei Sedna um einen Einzelgänger handele, argumentieren die Entdecker. Die Ähnlichkeit der Umlaufbahnen beider Zwergplaneten lege nun nahe, dass es viel weiter außen einen noch unbekannten Planeten mit mindestens der zehnfachen Erdmasse gebe, der mit seiner Schwerkraft Objekte wie Sedna und 2012 VP113 aus ihrer ursprünglichen Bahn werfe und in die innere Oort'sche Wolke katapultiere.

Ebenfalls in „Nature“ berichten Astronomen, erstmals ein Ringsystem bei einem Kleinplaneten entdeckt zu haben. Der nur 250 Kilometer kleine Asteroid Chariklo besitzt demnach zwei ausgeprägte Ringe, wie das Forscherteam um Felipe Braga-Ribas vom brasilianischen Nationalobservatorium in Rio de Janeiro schreibt. Bisher waren Ringe in unserem Sonnensystem nur von den vier großen Gasplaneten Jupiter, Uranus, Neptun und vor allem dem majestätischen Saturn bekannt, die jeweils mindestens 48 000 Kilometer Durchmesser haben. Chariklo zieht zwischen Saturn und Uranus seine Bahn und gehört zu den sogenannten Zentauren, einer Gruppe von Kleinplaneten auf instabilen Umlaufbahnen.