Fossilien werden versteigert: Zu teuer für die Wissenschaft
Zwei Dinosaurier sterben im Kampf. Millionen Jahre später gibt es Streit um die wertvollen Fossilien.
New York. Es war ein Sensationsfund: Zwei gut 68 Millionen Jahre alte Dinosaurier, ineinander verhakelt im Gestein konserviert — als habe ein tödlicher Kampf sie beide das Leben gekostet. Im Jahr 2006 wurden die Fossilien auf einem Privatgrundstück im US-Bundesstaat Montana ausgegraben. Es sind äußerst gut erhaltene, nahezu komplette Skelette. Nun werden sie versteigert — zum Entsetzen von Wissenschaftlern. Die plädieren dafür, den seltenen Fund an ein Museum oder eine Forschungseinrichtung zu spenden.
Am Dienstag will das Auktionshaus Bonhams die „Duellierenden Dinosaurier“ versteigern. Sieben bis neun Millionen Dollar (umgerechnet etwa fünf bis sieben Millionen Euro) verspricht sich Bonhams von dem Dino-Doppel. Das wäre ein Rekord, auch wenn Fossilien immer öfter versteigert werden. Das teuerste Fossil, das bisher je versteigert wurde, war ein T-Rex im Jahr 1997: Er erzielte 7,6 Millionen Dollar.
Die „Duellierenden Saurier“ könnten das toppen. Thomas Lindgren von Bonhams Naturgeschichtlichen Abteilung nennt die Versteigerung das „Highlight seiner Karriere“. Die Knochen der Urzeittiere, die nach Angaben des Auktionshauses stehend mehr als zwei Meter hoch und rund zehn Meter lang gewesen wären, seien in außergewöhnlich gutem Zustand.
Für Forscher hingegen ist die Auktion ein Skandal. Sie befürchten, die kostbaren Fossilien könnten in private Hände fallen — und so möglicherweise niemals für wissenschaftliche Untersuchungen zugänglich sein. Die Dino-Überreste waren zuvor auch Museen zum Kauf angeboten worden. Doch der hohe Preis machte es den Kulturstätten unmöglich, zuzuschlagen.
Wirbeltierpaläontologe Thomas Carr vom Carthage College in Wisconsin nennt die Auktion einen „Alptraum“. Solange die Fossilien nicht in ein Museum oder Forschungsinstitut kämen, würde kein Wissenschaftler Daten erheben. „Bis sie nicht an einem geeigneten Ort sind, würde ich sie nicht anrühren. So einfach ist das.“
Bei einem Privatbesitzer sei nicht sichergestellt, dass die Fossilien immer wieder untersucht werden könnten, erklärt Carr. Genau das sei nötig, um die Richtigkeit der Daten zu prüfen. Es sei nicht erwiesen, ob die Dinosaurier tatsächlich im Kampf gestorben sind. Damit sei ein Verkaufsargument nicht belegt.
Der Forscher fordert, die Stücke als Gemeingut zu behandeln, egal, wo sie gefunden wurden. Schließlich diene dies dem wissenschaftlichen Fortschritt. „Jedes neue Exemplar ist der Test einer vorangegangenen Hypothese“, sagt Carr. Dass hier wissenschaftliche Erkenntnisse dem freien Markt geopfert würden, sei für die Wissenschaft schmerzhaft.
Bonhams-Mitarbeiter Lindgren sieht das anders: Freies Unternehmertum sei vorzuziehen — weil die Grundstücksbesitzer Geld investiert hätten, um die Fossilien auszugraben. Ihm zufolge hat allein die Ausgrabung Hunderttausende Dollar gekostet. Für Carr ein fadenscheiniges Argument, er geht von Kosten um die 20 000 Dollar aus. „Wie kann man das in neun Millionen Dollar umrechnen?“, sagt der Forscher. „Das nenne ich eine satte Preiserhöhung.“