Globaler Aids-Fonds kündigt großangelegte Reform an
Washington (dpa) - Der milliardenschwere Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria soll in den kommenden fünf Jahren umfassend reformiert werden.
„Es wird viele Veränderungen geben“, kündigte Geschäftsführer Gabriel Jaramillo am Donnerstag (Ortszeit) bei der Welt-Aids-Konferenz in Washington an. Die Organisation des Fonds sowie die Verwaltung und die strategische Investition des Geldes sollten verbessert werden. „Wir wollen diejenigen erreichen, die wir bisher nicht erreicht haben, und diejenigen, die zum Beispiel aufgrund von Kriegen oder anderen Barrieren schwer erreichbar sind.“
Außerdem werde gemeinsam mit vielen Ländern daran gearbeitet, deren Gesundheitssysteme besser zu organisieren. „Der Versuch, jeden einzelnen HIV-Patienten mit Medikamenten zu versorgen, ist nutzlos, wenn man dann kein Gesundheitssystem hat, dass die HIV-Infizierten ein Leben lang mit den Medikamenten ausstattet.“ Die Mitarbeiter des Globalen Fonds in Genf seien auf die Reform vorbereitet und motiviert. „Unser Team ist bereit, das anzugehen und die Erwartungen zu erfüllen.“
Hilfsorganisationen reagierten besorgt. Sie warfen dem Fonds vor, die Reform werde dazu führen, dass viele HIV-Infizierte keine Unterstützung mehr bekämen. Einige Demonstranten platzten in die Veranstaltung und forderten auf Schildern und in Sprechchören, dass der Globale Fonds HIV-Infizierte nicht im Stich lassen dürfe.
„Wenn der Globale Fonds jetzt seine Investitionen zurückfährt, wird das verheerende Konsequenzen haben, die in manchen Ländern schon ansatzweise zu sehen sind“, sagte Nadia Rafif von der Organisation für den Kampf gegen Aids (ALCS) in Marokko. „Wenn der Globale Fonds sich auf besonders betroffene Regionen konzentriert, könnten beispielsweise Länder mit mittlerem Durchschnittseinkommen, die aber auch von HIV betroffene Bevölkerungsgruppen haben, außen vor bleiben.“ Sie forderte außerdem mehr Transparenz und eine effizientere Organisation des Fonds.
Hendrietta Bogopane-Zulu, stellvertretende Familienministerin Südafrikas, mahnte weniger Bürokratie und eine bessere Kommunikation mit Parlamenten und zivilen Organisationen an. „Es sollte keine Zeit mehr darauf verschwendet werden, irgendwelche Projektvorschläge zu schreiben, sondern diese Zeit sollte lieber darauf verwendet werden, Leben zu retten.“
Der Sprecher des Globalen Fonds, Seth Faison, wies die Vorwürfe der Hilfsorganisationen zurück. „Wir entwickeln zur Zeit ein neues Finanzierungsmodell, das den Veränderungen in der Welt Rechnung tragen soll. Es soll eine flexiblere und reaktionsfähige Struktur haben“, sagte Faison der Nachrichtenagentur dpa. „Wir sehen die Bedenken, dass einige Menschen ausgeschlossen werden könnten, aber ich denke nicht, dass das der Fall sein wird.“
Der 2002 gegründete Globale Fonds koordiniert weite Teile der Milliarden umfassenden Finanzierung im Kampf gegen Aids, Tuberkulose und Malaria. Rund 3 bis 3,5 Milliarden Dollar (etwa 2,4 bis 2,8 Milliarden Euro) stehen der Einrichtung pro Jahr zur Verfügung. Das Geld kommt von vielen Staaten der Welt, aber auch von Hilfsorganisationen und privaten Spendern. Anfang des Jahres war der Vorgänger von Geschäftsführer Gabriel Jaramillo, Michel Kazatchkine, nach Korruptionsvorwürfen zurückgetreten. Die Vorwürfe hat der Fonds jedoch stets bestritten.