Igitt - Wüstenmaus spuckt scharfe Samen wieder aus
Haifa (dpa) - Inmitten der kargen Vegetation der israelischen Negev-Wüste sind die wenigen dort wachsenden Beeren eine begehrte Leckerei für die Ägyptische Stachelmaus. Der Strauch namens Ochradenus baccatus wehrt sich jedoch gegen die Tiere.
Sobald die Mäuse auf die im Inneren verborgenen Samen seiner Beeren beißen, wird ein scharfes Senföl gebildet, das ihnen den Genuss gehörig verdirbt. Aus diesem Grund haben die Mäuse gelernt, die Samen feinsäuberlich vom Fruchtfleisch zu trennen und einfach wieder auszuspucken. Dies berichten Forscher aus Israel und den USA im Fachblatt „Current Biology“.
Von dem Verhalten profitiere letztlich auch die Pflanze, schreibt das Team um Michal Samuni-Bland vom Technion-Israel Institute of Technology in Haifa (Israel): Die ausgespuckten Samen keimten zumindest im Labor problemlos aus - und zwar doppelt so schnell wie Samen, die im Inneren der Früchte verblieben waren. Die Pflanze habe ein eigentlich Samen-fressendes Nagetier in einen Samenverteiler verwandelt, der ihr selbst bei der Fortpflanzung helfe, fassen die Forscher zusammen.
Ochradenus baccatus gehört zu den sogenannten Resedagewächsen. Die Sträucher bilden das ganze Jahr über Früchte. Jede Beere enthält bis zu 20 Samen. Viele Tiere in dem Verbreitungsgebiet der Sträucher fressen die Beeren oder andere Teile der Pflanze, so auch Kamele, Eidechsen und viele Vögel. Sobald die Samen der Beeren zerbissen werden, werden Enzyme frei, die giftige Substanzen im Fruchtfleisch aktivieren. Dabei wird unter anderem Isothiocyanat gebildet - eine Substanz, die für den scharfen und charakteristischen Geschmack von Senf verantwortlich ist. Einigen Tieren scheint das nichts auszumachen, der Maus ist diese Mahlzeit jedoch zu scharf.
Die Forscher zeigten jedoch auch, dass die ausgespuckten Samen zum Teil Stunden später von anderen Mäusen gefressen werden können. Sobald das Fruchtfleisch entfernt ist, sind die Senföl-Bomben quasi entschärft.
In Laborexperimenten fütterten die Forscher die Mäuse zudem mit Beeren, bei denen sie das entscheidende Enzym zuvor deaktiviert hatten. Tatsächlich ließen die Tiere daraufhin nur etwa 20 Prozent der Samen intakt. Mit funktionierendem Enzym spuckten sie mehr als 70 Prozent der Samen unbeschädigt aus, wie die Wissenschaftler berichten. Das Team um Samuni-Bland veröffentlichte Videoaufnahmen von Ägyptischen Stachelmäusen, die Samen wieder ausspucken.