Jeder zweite Patient mit schwerer Schuppenflechte unterversorgt

Berlin (dpa) - Jeder zweite Patient mit einer ausgeprägten Schuppenflechte ist Schätzungen zufolge in Deutschland medizinisch unterversorgt.

Das sind etwa 500 000 Menschen, wie der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) am Montag in Berlin anlässlich des Welt-Psoriasistages 2012 mitteilte. Etwa zwei Millionen Menschen mit Schuppenflechte (Psoriasis) gibt es, knapp die Hälfte von ihnen leidet an einer mittelschweren bis schweren Form. Mediziner unterscheiden drei Formen der Krankheit. Die leichte Variante lässt sich äußerlich behandeln, bei der mittelschweren und schweren kommen Medikamente und gegebenenfalls UV-Licht-Behandlungen zum Einsatz.

Eine Ursache für die schlechte Versorgung liege in der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung selbst, sagte der BVDD-Experte Ralph von Kiedrowski. „Psoriasis ist eine viel komplexere Erkrankung als man früher angenommen hat.“ Nicht jeder Hautarzt kenne sich damit gut genug aus. Etwa 30 Prozent der Patienten mit einem ersten Psoriasisschub suchten gar nicht erst einen Dermatologen auf, ergänzte der Leiter des Competenzzentrums für Versorgungsforschung in der Dermatologie, Prof. Matthias Augustin von der Uniklinik Hamburg-Eppendorf. Darüber hinaus fürchteten mit der Krankheit weniger vertraute Mediziner Regressforderungen der Krankenkassen, wenn sie teure Medikamente verordnen.

Als unterversorgt gilt ein Patient, dessen Lebensqualität aufgrund der Krankheit eingeschränkt ist oder der eine nicht erkannte Begleiterkrankung hat. Das können dem BVDD zufolge Diabetes, Herz-Kreislaufstörungen oder Depressionen sein. Ebenfalls unterversorgt sind Betroffene, wenn sie keine medikamentöse Therapie erhalten, die den gesamten Organismus einbezieht, obwohl das bei ihrem Krankheitsgrad angebracht wäre.

„Die Erkrankung Psoriasis geht weit über die Haut hinaus“, sagte Augustin. So sind zum Beispiel 40 Prozent der Patienten zusätzlich von Nagelerkrankungen betroffen. Bei jedem fünften Patienten tritt die Sonderform Psoriasisarthritis mit Gelenkentzündungen auf. Ziel der Dermatologen müsse sein, die arthritische Form der Schuppenflechte und Begleiterkrankungen früher zu erkennen, betonte Augustin. Auch Kinder sollten früher als bislang behandelt werden.