Ukraine droht Rückschlag bei Kampf gegen HIV und Aids

Melbourne (dpa) - In der Ukraine droht die politische Krise große Fortschritte im Kampf gegen HIV und Aids zunichtezumachen. Besonders prekär sei die Lage auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim.

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Das berichtete Andriy Klepikow, Direktor der Organisation HIV/Aids-Allianz in der Ukraine, am Donnerstag bei der Welt-Aids-Konferenz in Melbourne. Der irische Rockmusiker Bob Geldof brandmarkte reiche Länder wie Australien, die Gelder für Entwicklungshilfe kürzten. Aisha Ahmad und Klaus Weber von der Universität Frankfurt stellte Ergebnisse einer Studie über HIV bei älteren Menschen vor.

Die Internationale Aids-Gesellschaft sei höchst besorgt über die Lage in Osteuropa und Zentralasien, sagte der demnächst antretende Präsident der Organisation, Chris Bryrer. „Es ist die einzige Region neben dem Nahen Osten und Nordafrika, in der die Zahlen steigen.“

Probleme seien zu schlechte Versorgung mit Medikamenten, zu wenig Präventionsmaßnahmen, Stigmatisierung der Infizierten und mangelnde Kooperation zwischen Regierungen und Hilfsorganisationen, sagte Michel Kazatchkine, UN-Sonderberichterstatter zu Aids und HIV in der Region. Die Epidemie breite sich vor allem unter Drogennutzern weiter aus, die sich durch den Austausch von gebrauchten Nadeln infizieren.

Die Ukraine hat mit einem Nadelaustausch- und Substitutionsprogramm, in dem Abhängige vom Staat den Heroin-Ersatzstoff Methadon bekommen, in den vergangenen Jahren große Erfolge erzielt, berichtete Klepikow. Der Hauptgeldgeber, der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, habe die Mittel um 62 Prozent gekürzt, in Erwartung höherer Beiträge der Regierung. Doch angesichts der gegenwärtigen Krise müsse die Regierung die Mittel ebenfalls um 71 Prozent kürzen. Russland habe die Substitutionsprogramme auf der Krim gestoppt. Mehrere der 800 Betroffenen seien dort gestorben, nur ein paar Dutzend hätten in die Ukraine flüchten können.

Geldof, der 1985 mit dem Live-Aid-Konzert auf eine schreckliche Hungersnot in Äthiopien aufmerksam machte und sich seitdem in der Armutsbekämpfung engagiert, forderte mehr finanzielle Anstrengungen der reichen Länder. „Wir können ein Ende von Aids erreichen. Es ist schändlich, wenn dies auf den letzten Metern nicht finanziert wird.“

In einer Posterpräsentation zeigten Forscher der Uni Frankfurt Ausschnitte aus ihrer Studie zu HIV-Infizierten über 50 Jahren. Die Ergebnisse werden erst in mehreren Monaten veröffentlicht. Weber und Ahmad zeigten in Melbourne, dass die Angst vor Ausgrenzung und Isolation die Älteren besonders belastet.