Wildbienen spielen unerwartet große Rolle bei Bestäubung

Würzburg (dpa) - Bei der Bestäubung von Pflanzen scheinen wildlebende Bienen und andere Insekten eine weitaus größere Bedeutung zu haben als bislang angenommen. Das berichtet ein internationales Forscherteam im Fachmagazin „Science“ (Online).

Die 50 Wissenschaftler hatten weltweit etwa 600 Anbauflächen entweder selbst unter die Lupe genommen oder vorliegende Studien darüber ausgewertet. Dabei untersuchten sie vor allem, ob die Honigbiene allein die Bestäubung von Mais, Raps, Obstbäumen und Co. gewährleisten kann oder ob auch andere Insekten eine Rolle spielen.

Die Ergebnisse erstaunten die Wissenschaftler. „Unsere Daten zeigen, dass viele verschiedene Bestäuberarten noch einmal einen Mehrwert bringen: Sie sichern eine höhere Ernte und auch eine größere Gleichmäßigkeit der Erträge“, sagte Ingolf Steffan-Dewenter vom Biozentrum der Universität Würzburg der Nachrichtenagentur dpa. Deutschlandweit sind 550 Wildbienenarten bekannt, weltweit sind es Steffan-Dewenter zufolge etwa 30 000.

Gleichzeitig stellten die Forscher fest, dass die Wildbienen erfolgreicher arbeiteten. So würden 100 Honigbienen und 50 Wildbienen ein Feld viel besser bestäuben als 150 Honigbienen. Das liege daran, dass die wildlebenden Insekten effizienter seien. Die Wissenschaftler gehen nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass die Wildbienen keine größeren Mengen an Pollen transportieren, dafür aber qualitativ hochwertigere.

Wenn Imker also ihre Honigbienen-Völker gezielt neben Felder mit Sonnenblumen, Erdbeeren und Kirschbäume stellen, sichern sie der Forschungsgruppe zufolge damit lediglich einen Grundertrag. Besser werde die Ernte, wenn auch Wildbienen und andere Insekten wie die Schwebfliege oder Käfer hinzu kämen. Ihr Lebensraum sei jedoch in einer von industrieller Landwirtschaft geprägten Agrarlandschaft nicht mehr ausreichend vorhanden. „Die Studie ist ein schöner Beleg dafür, dass man Artenvielfalt benötigt, um die Nahrungssicherheit der Weltbevölkerung zu gewährleisten“, sagte Steffan-Dewenter weiter.

Die Forscher ziehen ein klares Fazit: Der Lebensraum der Wildbienen sollte besser geschützt werden. „Es ist ein Umdenken erforderlich“, so Steffan-Dewenter. Wildbienen nisten in Totholz in Hecken, Waldrändern oder auch im Boden. Diese naturnahen Räume müssten erhalten, in ihrer Qualität verbessert oder auch neu angelegt werden. „Wichtig ist auch, dass man all diese Dinge nicht gegen die Landwirte, sondern mit ihnen umsetzt.“