Wowereit schaltet sich in Streit um East Side Gallery ein

Berlin (dpa) - Nach massiven Protesten gegen einen Abriss von Teilen der weltbekannten Berliner East Side Gallery schaltet sich nun Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) ein. Er kündigte am Montag an, in dem Streit vermitteln zu wollen.

„Der am Freitag begonnene Abriss eines Teils des bemalten Mauerstücks erscheint als nicht notwendig.“ Es müsse andere Wege geben, um an der Spree gelegene Grundstücke zu erschließen, sagte Berlins Regierender Bürgermeister, der zugleich den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg in der Verantwortung sieht. An diesem Dienstag wird sich der Senat mit dem Streit befassen.

Wegen Bauprojekten in der Nähe zur Spree sollte eine rund 20 Meter große Lücke in der Berliner Mauer entstehen. Das Heraustrennen von Stücken aus dem weltweit bekannten Denkmal sollte am Montag weitergehen, ist vorerst aber gestoppt. Unterdessen löste der geplante Teilabriss heftige politische Querelen aus. Die Spitzen der Regierungsfraktionen von SPD und CDU warfen dem Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain Planungsfehler vor.

Berlins Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) sagte: „Ich bin überrascht, dass der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg nicht seine eigene Verantwortung sieht.“ Den Abriss von Teilen der weltbekannten East Side Gallery habe der Bezirk im Februar durch seinen Beschluss möglich gemacht. Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) hatte in der Vergangenheit gesagt, dass er an einer älteren Baugenehmigung nichts mehr ändern könne. Er war am Montag zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Der Investor Maik Uwe Hinkel will zwischen der Spree und dem längsten noch erhaltenen Stück der Berliner Mauer ein Wohnhochhaus errichten. Ein Sprecher Hinkels sagte am Montag, das weitere Vorgehen solle am 18. März besprochen werden. Hinkel bestätigte aber bereits die Bereitschaft zum Umplanen, falls der Nachbar, ein israelischer Investor, mitmache.

An der bemalten Open-Air-Galerie protestierten am Montag wieder Vertreter von Bürgerinitiativen mit einer Mahnwache. Am Sonntag hatten sich rund 6000 Menschen mit einer Demonstration für den Erhalt des historischen Erbes eingesetzt. Mit einer Online-Petition werden zudem Unterschriften dafür gesammelt.

Unklar ist aber, für welches Bauprojekt die Mauerlücke direkt gebraucht wird. Während die Gegner das geplante Luxus-Wohnhaus für ursächlich halten, gaben Bezirk und Investor an, dass die Mauerteile für den Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Brommybrücke weichen sollen.