Zahlreiche Verletzte bei Schiffsunglück
Ein Hotelschiff hat auf dem Rhein bei Duisburg den Pfeiler einer Autobahnbrücke gerammt. Die Ursache für die Havarie ist noch unklar.
Duisburg. Auf dem Rhein bei Duisburg hat ein Passagierschiff den Pfeiler einer Autobahnbrücke gerammt. Wie viele Menschen genau bei der Havarie am Dienstagabend verletzt wurden, war gestern noch unklar. Die Feuerwehr sprach von insgesamt 27 verletzten Menschen. Die Reederei des havarierten Schiffs nannte dagegen 30 Verletzte, davon vier Besatzungsmitglieder, darunter der Kapitän des Hotelschiffs „Swiss Crystal“.
An Bord waren 129 Menschen, sie stammten vor allem aus den Niederlanden, wie eine Sprecherin der Schweizer Reederei „Scylla“ mitteilte. Alle Passagiere, auch die zunächst behandelten, seien wieder zuhause, hieß es weiter. Die Sperrung der Brücke Baerl der Autobahn 42 wurde bereits am Vormittag wieder aufgehoben, wie der Landesbaubetrieb Straßen.NRW mitteilte. Zuvor hatten Statiker ihren Zustand überprüft. Den ersten Ermittlungen zufolge war die „Swiss Crystal“ stromabwärts in einer langgezogenen Rechtskurve des Rheins gegen den Brückenpfeiler am linken Ufer geprallt. Normalerweise steht der Pfeiler bei Niedrigwasser an Land, am Dienstagabend allerdings wegen des erhöhten Pegels (5,68 Meter) im Wasser.
Das Schiff befand sich auf den letzten Kilometern eines am 22. Dezember begonnenen Törns mit Start und Ziel in Arnheim über Mainz und Koblenz. Gestern sollte es anlegen. Bei der Kollision seien zahlreiche Passagiere durch den heftigen Ruck gestürzt. Das Schiff, das am Bug schwer beschädigt wurde, habe Normalgeschwindigkeit von 25 bis 28 Stundenkilometern gehabt, hieß es weiter. Vier Menschen seien mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden, acht weitere hätten sich einige Zeit später noch zu einer Behandlung gemeldet. Der Kapitän hat bei dem Unfall den einen Schock erlitten, teilte die Polizei mit.
Den genauen Hergang der Havarie ermitteln nun Experten der Schiffuntersuchungskommission des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts (WSA). Auch ein Notfallteam der Reederei, die insgesamt 28 Schiffe betreibt, sowie Versicherungsexperten seien vor Ort. Der Havarist wurde für die Untersuchungen etwa einen Kilometer stromabwärts nach Duisburg Mühlenweide am Eingang des Ruhrorter Hafens geschleppt. Wann das Schiff wiedergegeben werden kann, ist noch unklar.
Im Hinblick auf die Schadenshöhe geht die Reederei von langen Verhandlungen mit der Versicherung aus. Die Klärung der Details könne sich laut Syclla über Monate, wenn nicht gar Jahre hinziehen. Nach der Kollision wurde die A42 zwischen den Abschlussstellen Duisburg-Baerl und -Beeck in beiden Fahrtrichtungen vorsorglich gesperrt. Die Autobahn 42 ist einer der Hauptverkehrswege in und aus Richtung der Beneluxstaaten und wird im Jahresdurchschnitt von rund 90 000 Fahrzeugen pro Tag befahren.
Nach Angaben der Reederei wurde die „Swiss Crystal“ 1995 erbaut und 2007 renoviert. Das mehr als 100 Meter lange Schiff hat einen Tiefgang von 1,30 Meter und kann bis zu 125 Passagiere transportieren.
Trotz des Unglücks gehöre das Schiff zu den sichersten Fortbewegungsmitteln, versichert Nuno Cabrita, Produktmanager beim Reiseveranstalter Phoenix Reisen GmbH, zu dessen Schwerpunkt Flusskreuzfahrten gehören. „Dieser Unglücksfall ist natürlich traurig, aber man kann daraus keineswegs ein generelles Sicherheitsmanko bei den touristischen Schifffahrten ableiten. Die Sicherheitsstandards der Reedereien sind da sehr hoch.“ So würden Ruhezeiten akribisch eingehalten und auch der rasante technische Fortschritt in der Kreuzschifffahrt minimiere mögliche Gefahrenmomente.
Ähnlich sieht es Nicole Becker von der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG: „ Ein Schiff hat immer zwei Antriebe. Die Wahrscheinlichkeit, mit dem Auto im Straßenverkehr einen Unfall zu haben, ist ungleich höher.“ lnw/KDow