ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“: Was hättest du im Krieg getan?
„Unsere Mütter, unsere Väter“ ist eine packende Geschichte über junge Menschen im Weltkrieg — und zugleich moralisches Gedankenspiel.
Berlin. Der Krieg bringt in jedem nur das Schlechteste zum Vorschein: Diese Erfahrung machte wie Millionen andere auch der Vater des Fernsehproduzenten Nico Hofmann, der im Zweiten Weltkrieg als Wehrmachtssoldat an der Ostfront das Grauen erlebte. Die bittere Erkenntnis des Vaters ließ den Chef der Produktionsfirma Teamworx („Dresden“, „Die Flucht“) nicht mehr los, und sie wurde zum Schlüsselsatz des Dreiteilers „Unsere Mütter, unsere Väter“, den Hofmann nach jahrelanger Vorbereitung drehte.
„Eine der Figuren zeichnet dabei exakt die Geschichte meines Vaters nach und setzt sich mit seiner moralischen Wandlung im Krieg auseinander“, sagt der 53-jährige Fernsehmacher. Das ZDF zeigt „Unsere Mütter, unsere Väter“ Sonntag, am Montag und Mittwoch (20.15 Uhr).
Der im Zeitraum von 1941 bis 1945 spielende Historienfilm beschäftigt sich klischeefrei und hochspannend mit der Frage, was junge Deutsche unter den Nazis und im Krieg dachten und taten. Dabei schwingt für die vielen Zuschauer, die den Zweiten Weltkrieg nicht erlebt haben, immer auch die Frage mit: Wie hätte ich selbst gehandelt? Genau das macht „Unsere Mütter, unsere Väter“ nicht nur zu einem Fernseherlebnis, sondern auch zu einem moralischen Gedankenspiel.
„Der Film verdeutlicht so klar wie selten zuvor, dass Gut und Böse nicht die Kategorien sind, in denen die Erlebnisse und Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs geschildert werden können“, erläutert der Historiker Sönke Neitzel, der das Projekt begleitet hat. Erzählt wird die Geschichte von fünf Berliner Freunden, die 1941 noch das ganze Leben vor sich haben, denen aber der von Hitler entfesselte Krieg einen Strich durch die Rechnung macht.
Bei der Besetzung haben Nico Hofmann und Regisseur Philipp Kadelbach ganz bewusst auf große Namen verzichtet. Das Ensemble aus weniger bekannten Schauspielern trägt die Geschichte souverän. Volker Bruch und Tom Schilling spielen die Brüder Wilhelm und Friedhelm, die im Sommer 1941 als Wehrmachtssoldaten beim Überfall auf die Sowjetunion mitmachen müssen.
Während der pflichtbewusste Wilhelm versucht, seinen Aufgaben als Offizier gerecht zu werden und sich im Kampf zu bewähren, steht der Schöngeist Friedhelm dem Feldzug von Anfang an skeptisch gegenüber. Für beide ist es ein Schock, als sie Zeugen von Kriegsverbrechen und an Juden verübten Gräueltaten werden.
Auch ihre Freundin Charlotte (Miriam Stein) wird als Lazarettschwester tagtäglich mit dem Grauen des Krieges konfrontiert, während die mondäne Greta (Katharina Schüttler) an ihrer Karriere als Sängerin arbeitet und dabei auch vor unappetitlichen Kompromissen mit den Nazis nicht zurückschreckt. Für Gretas jüdischen Liebhaber Viktor (Ludwig Trepte) und seine Eltern spitzt sich die Situation derweil zu: Sie wollen das Land verlassen, was aber fast unmöglich ist. Am Ende sind zwei der fünf Freunde tot und die drei Überlebenden von den Erlebnissen gezeichnet.