Zeugen offenbaren Details um Michael Jacksons Tod
New York/Los Angeles (dpa) - Michael Jacksons hoch bezahlter Leibarzt konnte angeblich keine einfache Herz-Lungen-Massage. Dieses und andere dramatische Details wurden bei der Gerichtsanhörung zum Verhalten des Herzspezialisten Conrad Murray bekannt.
Der Arzt soll demnach auch mehr als 20 Minuten mit dem Notruf gewartet haben. Zeugen sagten am ersten Tag der Anhörung vor dem Los Angeles Superior Court aus, dass die Kinder den Tod des Vaters hautnah miterlebt hätten. Unterdessen beteuert Jacksons Familie, der Sänger habe in seinen letzten Wochen Todesangst gehabt.
Die Anhörung vor einem Richter soll klären, ob Murray ein Prozess wegen fahrlässiger Tötung gemacht wird. Der Arzt sollte, für angeblich 150 000 Dollar im Monat, Jackson für eine Tournee gesundspritzen. Die Anklage wirft dem 57-Jährigen vor, Jackson ein Mittel gegen dessen chronische Schlaflosigkeit gespritzt zu haben, das als Narkosemittel bei Operationen eingesetzt wird. Zudem soll der Arzt viel zu lange gewartet haben, bevor er den Notarzt rief. Erst nach 21 Minuten habe Murray den Notruf gewählt. „Wir müssen den Schluss ziehen, dass Michael Jackson schon tot war, als die Rettungshelfer eintrafen“, sagte der Staatsanwalt David Walgren.
Jacksons damaliger Chefleibwächter sagte aus, dass Murray panisch und hilflos gewesen sei. „Kann einer CPR?“, soll er die beiden entsetzten Leibwächter gefragt haben. Die „cardiopulmonary resuscitation“, die Herz-Lungen-Reanimation, lernt auch in den USA jeder Fahrschüler. „Ich habe Alberto angeschaut, weil wir Dr. Murray als Herzspezialisten kannten, und wir waren schockiert“, sagte Jacksons Sicherheitschef Faheem Muhammed über sich und Leibwächter Alberto Alvarez.
Als er gefragt wurde, ob Murray vielleicht einfach nur um Hilfe gebeten habe, sagte Muhammed: „So, wie er gefragt hat, wusste er nicht, wie CPR geht.“ Für ihn sei Jackson zu dem Zeitpunkt auch schon tot gewesen, sagte der Chefleibwächter, weil der 50-Jährige dagelegen habe „mit offenem Mund und offenen Augen“.
Zuvor hatte bereits der Staatsanwalt Murray vorgeworfen, die Herz- Lungen-Reanimation völlig falsch gemacht zu haben. Er habe nur eine Hand benutzt und Jackson habe dabei auf einer weichen Matratze gelegen. Stattdessen müsse man beide Hände benutzen und den Patienten auf eine harte, nicht mitfedernde Unterlage legen.
Bei der Anhörung wurde auch bekannt, dass Jacksons älteste Kinder Prince und Paris, damals zwölf und elf, während des Dramas in der Tür des Schlafzimmers standen. Über die Tochter sagte Muhammed: „Paris war auf dem Flur auf Händen und Knien und sie weinte einfach.“ Den Kindern sei zwei Stunden später im Krankenhaus gesagt worden, dass ihr Vater gestorben sei.
Unterdessen erklärte Jacksons Familie, der Sänger habe in den letzten Wochen seines Lebens Todesangst gehabt. Grund sei der „unglaubliche Wert“ seiner Songs gewesen. „Die bittere Ironie ist, dass Michael kurz vor seinem Tod seiner Mutter erzählte, er fürchte, umgebracht zu werden“, sagte ein Sprecher der Familie. „Michael hat sich nicht selbst getötet!“ Die Erklärung soll auch ein Vorstoß gegen eine mögliche Argumentation der Verteidigung sein, Jackson habe sich die Spritze selbst gesetzt.
Jackson war am 25. Juni 2009 im Alter von 50 Jahren an Herzversagen gestorben. Murray erklärte, er sei „nicht schuldig“ an Jacksons Tod. Im Falle eines Schuldspruchs drohen ihm vier Jahre Haft.