Zuviel nackte Haut: Kunst im Rathaus muss wegen Bürgerbeschwerden weg

Bloße Brüste oder bloß Brüste? Weil Bürger gegen Aktbilder im Rathaus protestierten, wurden die Bilder abgehängt. Die Künstlerin nennt die Entscheidung respektlos.

Maria Mancini musste ihre Bilder nach vier Tagen aus dem Technischen Rathaus Oberhausen entfernen, da es zu viele Beschwerden über "zu viel nackte Haut" gab.

Foto: Caroline Seidel

Oberhausen (dpa). Keine vier Tage hingen Maria Mancinis bunte Aktbilder im Foyer des Technischen Rathauses Oberhausen. Doch weil die Bürgerbeschwerden über ihre Darstellungen mit zu viel nackter Haut und barbusigen Frauen nicht abrissen, entschied das Gebäudemanagement, drei Bilder der Ausstellung abzuhängen. Jetzt diskutiert die Stadtverwaltung über die Freiheit der Kunst.

Foto: Caroline Seidel

„Wir hatten rund 30 Beschwerden von Bürgern in kurzer Zeit“, sagt Alexander Höfer, Sprecher des Oberhausener Gebäudemanagement-Firma OGM. Auf Bitten der Stadttochter habe die Künstlerin schließlich die drei Bilder abgehängt, andere Bilder ohne nackte Frauen konnten bleiben. „Ausstellungen im öffentlichen Raum wie hier, dürfen nicht zu Verärgerung führen. Die Bürger sollen sich ja wohlfühlen in der Umgebung“, begründet Höfer die Entscheidung. „Das ist ja nicht wie in einer Galerie oder im Museum, wo der Besucher weiß, dass er sich gleich mit Kunst auseinandersetzen wird.“

Foto: Caroline Seidel

Quer durch alle Bevölkerungsschichten hätten Bürger auf dem Weg zur Einwohnermeldestelle Anstoß genommen an den erotischen Darstellungen. Die drei fraglichen Bilder, die jetzt wieder in Mancinis Atelier stehen, zeigen unbekleidete Oberkörper und entblößte Brüste von Frauen. In ihrer Pose erinnern die Frauen eher an Venus- oder Eva-Darstellungen der Renaissance als an pornografische Schmuddelbilder.

Entsprechend überrascht ist die Künstlerin: „Die Nacktheit gehört einfach zur Kunst. Ich konnte nicht fassen, dass es heutzutage noch solche Grenzen gibt“, sagt sie. Sexualität und nackte Haut sei in vielen auch nicht künstlerischen Darstellungen dauerpräsent. Sie sei daher enttäuscht und traurig. Für die Ausstellungskonzeption habe sie sich lange Gedanken gemacht: „Jetzt ist da ein große Lücke“, klagt sie. „Das ist respektlos gegenüber mir als Künstlerin“.

Ein Medienbericht hatte den Vorgang von Anfang November wieder in den Fokus gerückt. Im Rathaus werde seither das Thema kontrovers diskutiert, sagt ein Stadtsprecher. So zeigt Kulturdezernent Apostolos Tsalastras kein Verständnis für die Entscheidung der Gebäudemanager: „Das ist Quark, die abzuhängen“, sagte er. Im öffentlichen Raum müsse man sich zwar im Vorfeld gut überlegen, ob und welche Kunst man zeigen will. „Wenn ich mich dafür entscheide, das zu tun, dann darf ich es auch nicht abhängen. Das ist dann Zensur. Und Kunst zensiert man nicht“.