Zuwanderer steigern Einwohnerzahl
Wiesbaden (dpa) - Die Bevölkerung in Deutschland ist erstmals nach acht Jahren wieder leicht gewachsen - vor allem dank Zuwanderern aus Europa. Mehr als 81,80 Millionen Menschen lebten Ende 2011 in der Bundesrepublik - gut 50 000 mehr als im Vorjahr.
Das geht aus einer Schätzung des Statistischen Bundesamtes hervor, die am Freitag in Wiesbaden veröffentlicht wurde. Insgesamt kamen 2011 ungefähr 240 000 Menschen mehr in die Bundesrepublik als wegzogen. Das ist die höchste Zahl seit zehn Jahren. 2010 betrug dieses Saldo nur 128 000.
„Mittel- und langfristig gehen die Bevölkerungszahlen aber zurück“, sagte Statistiker Reinhold Zahn. „Das ist keine Trendwende, sondern eine Momentaufnahme.“ Genaue Zahlen für 2011 gibt es noch nicht.
Mehr Einwanderer aus den neuen EU-Staaten sind die Hauptursache für das überraschende leichte Plus. Vor allem aus Polen und Rumänien zieht es mehr Menschen nach Deutschland. Seit Einführung der Arbeitnehmerfreizügigkeit im vergangenen Mai für acht Länder, die 2004 der EU beigetreten sind, ziehen jeden Monat durchschnittlich rund 28 000 Menschen aus diesen Staaten nach Deutschland. Das sind etwa 13 000 mehr als in den ersten vier Monaten 2011. Der Anteil der Zuwanderer aus diesen Ländern an der gesamten Einwanderung hat sich damit von etwa einem Viertel auf knapp ein Drittel erhöht. Auf Platz zwei hinter Polen liegt dabei Ungarn, allerdings mit deutlichem Abstand, wie Zahn sagte.
Nach Polen war im ersten Halbjahr 2011 Rumänien das Haupteinwanderungsland, gefolgt von Bulgarien, Ungarn, Italien und der Türkei. Rumänien und Bulgarien gehören erst seit 2007 zur EU. Wegen der Schuldenkrise verlegten zudem überdurchschnittlich viele Griechen, Spanier, Italiener und Portugiesen ihren Wohnsitz nach Deutschland.
Bei der Zahl der Geburten und der Sterbefälle haben die Statistiker 2011 keine wesentlichen Veränderungen festgestellt. Von einem Babyboom könne nicht die Rede sein, sagte Zahn. Rund 660 000 bis 680 000 Säuglinge kamen 2011 in Deutschland den Hochrechnungen zufolge zur Welt - im Jahr zuvor waren es etwa 678 000. Die Zahl der Sterbefälle liegt mit 835 000 bis 850 000 aber auf jeden Fall unter dem Vorjahresniveau von rund 859 000.