Zwei Deutsche noch in äthiopischer Wüste vermisst
Addis Abeba/Berlin (dpa) - Nach dem tödlichen Überfall auf eine europäische Reisegruppe im Nordosten Äthiopiens ist das Schicksal zweier Deutscher weiter ungewiss. Wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes (AA) am Donnerstag sagte, werden die beiden Touristen „vermisst“.
Bei der Attacke in der Danakil-Wüste waren in der Nacht zum Dienstag auf einem Zeltplatz an den Ausläufern des Vulkans Erta Ale fünf Urlauber erschossen worden, darunter zwei Deutsche. Nach Angaben des äthiopischen Außenministeriums haben 30 bis 40 bewaffnete Männer die Reisegruppe überfallen. Die Hintergründe blieben weiter unklar.
Nach Angaben der Regierung in Addis Abeba wurden die zwei vermissten Deutschen zusammen mit zwei äthiopischen Begleitern gekidnappt. „Es gibt die Befürchtung, dass die Entführten über die Grenze nach Eritrea gebracht wurden“, hieß es auf der Homepage des äthiopischen Außenministeriums.
Zu der Reisegruppe hätten insgesamt 27 Menschen gehört. „Die Regierung spricht den Familien derer, die in dieser grausamen Attacke getötet wurden, ihr tiefes Beileid aus“, hieß es weiter.
Eines der Opfer ist ein 58 Jahre alter Theatertechniker aus Cottbus. Sein Vater sagte am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa, die Familie sei vom Auswärtigen Amt über den gewaltsamen Tod ihres Sohnes informiert worden. „Mein Sohn wollte sich mit der zweiwöchigen Reise in die äthiopische Vulkanwüste einen Lebenstraum erfüllen“, sagte der 82-Jährige spürbar bewegt.
Der zweite getötete Deutsche stammt vermutlich aus Schleswig-Holstein. Es gebe entsprechende Hinweise, sagte der Sprecher der Kieler Innenministeriums, Thomas Giebeler, am Donnerstag der dpa. Auch ein Österreicher kam ums Leben. Bei ihm handele es sich um einen 56-jährigen Hobbyfotografen aus Oberösterreich, sagte ein Sprecher des österreichischen Außenministeriums.
Die drei bei dem Angriff Verletzten stammen offenbar aus Ungarn, Belgien und Großbritannien. Der Belgier liegt nach inoffiziellen Angaben aus Äthiopien schwer verletzt in einem Krankenhaus in der Stadt Mekele im Norden Äthiopiens. Zwölf Mitglieder der Gruppe wurden nach AA-Angaben bereits am Mittwoch zurück in die Hauptstadt Addis Abeba geflogen, darunter sechs Deutsche.
Der Krisenstab in Berlin und die deutsche Botschaft arbeiteten mit Hochdruck an der Aufklärung des Falls, sagte die Sprecherin des AA. Unterdessen beschuldigen sich Äthiopien und Eritrea gegenseitig, für die Tat verantwortlich zu sein. Der Angriff hatte sich 25 Kilometer von der eritreischen Grenze entfernt in einem seit Jahren als gefährlich geltenden Gebiet ereignet.
Das Auswärtige Amt verschärfte seine Sicherheitshinweise für die Region. Von Reisen in die Danakil-Wüste und die nördliche Afar-Region sei bis auf weiteres dringend abzuraten, heißt es in einer Mitteilung, die am Donnerstag auf der Internetseite des Außenministeriums veröffentlicht wurde.
Der Länderexperte der Hilfsorganisation Welthungerhilfe, Hans Bailer, äußerte sich verwundert darüber, dass die Reisegruppe in die Danakil-Wüste gefahren war. „Die Sicherheitslage ist dort schon immer kritisch gewesen“, sagte Bailer der „Mitteldeutschen Zeitung“. „Das ist eine extrem unwirtliche Gegend mit Temperaturen um die 50 Grad (...). Da allein hinzufahren, ist reiner Selbstmord.“
Auch Andreas Eckert, Afrikawissenschaftler an der Berliner Humboldt-Universität, bezeichnete Reisen in die Region als „großes Risiko“. In der Region herrsche ein „explosives Gemisch“. Allerdings gilt die Danakil-Senke mit ihren Vulkanen und Salzseen bei Abenteuer-Urlaubern auch als eines der landschaftlich interessantesten Gebiete der Erde.
Die äthiopische Regierung versicherte, es werde alles getan, um die baldige Freilassung der Geiseln zu erreichen. Sie wirft die Tat von der eritreischen Regierung ausgebildeten Banditen vor und sprach von einem „offenen Terrorakt“. Die eritreische Regierung wies die Vorwürfe zurück und sprach in einer Mitteilung von „lächerlichen Beschuldigungen“.