200 Verletzte in Kairo: Islamisten gegen Linke
Kairo (dpa) - Der politische Streit wird jetzt in Ägypten wieder mit Fäusten ausgetragen. Islamisten und Vertreter von Parteien aus dem linken und liberalen Spektrum gingen am Freitag während einer Kundgebung auf dem Tahrir-Platz in Kairo aufeinander los.
Nach Angaben von Augenzeugen und Krankenhausärzten wurden 200 Demonstranten schwer verletzt. Anhänger des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi schlugen mit Stöcken und Eisenstangen um sich. Sie zerlegten eine Tribüne der säkularen Opposition. Nach Angaben von Augenzeugen flogen auch Steine von beiden Seiten. Die Polizei griff nicht ein. Gegner der Islamisten zündeten zwei Busse an, mit denen die Muslimbruderschaft Anhänger aus den nördlichen Provinzen nach Kairo gebracht hatte.
Die Islamisten riefen auf dem Tahrir-Platz: „Das Volk will die Säuberung der Justiz“ und „Wir lieben dich, oh Mursi“. Sie trugen Bilder von Hassan al-Banna, dem Gründer der Muslimbruderschaft. Die „Revolutionsjugend“ und Mitglieder verschiedener linker Parteien schrien ihnen entgegen: „Nieder mit der Herrschaft der Muslimbrüder“ und „Nieder mit dem Verfassungsrat“.
Präsident Mursi, der seine politische Heimat in der Muslimbruderschaft hat, hatte am Donnerstag den Generalstaatsanwalt Abdelmagid Mahmud entlassen. Hintergrund dafür war ein Freispruch für 24 ehemalige Funktionäre. Diese waren verdächtigt worden, Anfang Februar 2011 einen Angriff berittener Schlägertrupps auf Demonstranten in Kairo organisiert zu haben. Damals, als sich die Proteste gegen Präsident Husni Mubarak richteten, hatten die Islamisten noch Seite an Seite mit Menschenrechtlern, Linken und Liberalen demonstriert.
Die Staatsmedien berichteten am Freitag, der Generalstaatsanwalt weigere sich, sein Amt aufzugeben. Mahmud sagte demnach, Mursi dürfe ihn gemäß der geltenden Verfassung nicht entlassen. Unterstützung erhielt der Generalstaatsanwalt von der Berufsgenossenschaft der Richter. Diese erklärte, Mursi sei für die Sicherheit von Mahmud verantwortlich. Es dürfe nicht angehen, dass der Generalstaatsanwalt demnächst von Anhängern bestimmter politischer Parteien mit Gewalt daran gehindert werde, seiner Arbeit nachzugehen.
Die linken und liberalen Parteien hatten sich am Mittag zu einer bereits seit Wochen geplanten Kundgebung gegen Mursi und das von Islamisten dominierte Verfassungskomitee versammelt. Die Islamisten hatten ihre Anhänger kurzfristig dazu aufgerufen, zur selben Zeit auf dem Platz zu protestieren. Das Motto ihrer Kundgebung lautete: „Säuberung der Justiz“.