Afrika-Berater: „Ich brachte Geldkoffer zu Chirac“
Paris (dpa) - Ein „offiziöser“ Berater von Präsident Nicolas Sarkozy hat nach eigenen Angaben jahrelang Koffer voller Geld von afrikanischen Machthabern für französische Spitzenpolitiker transportiert.
Sowohl dem späteren Präsidenten Jacques Chirac wie auch dem Ex-Premier und Ex-Außenminister Dominique de Villepin habe er das Geld übergeben, sagte Anwalt Robert Bourgi der Sonntagszeitung „Journal du Dimanche“. Chirac beauftragte nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP seinen Anwalt, Klage wegen Diffamierung einzureichen. De Villepin wies die Vorwürfe als erfunden zurück.
Der Berater hatte in dem Interview auf die Frage geantwortet, wie hoch er die schon unter seinem Vorgänger Jacques Foccart angelaufenen Zahlungen schätze: „Unkalkulierbar (...). Mehrere Dutzend Millionen Francs pro Jahr, vor allem zu Wahlzeiten.“ Mehrere ranghohe Politiker von Chiracs UMP-Partei sprachen von unbewiesenen Vorwürfen, der sozialistische Spitzenpolitiker François Hollande forderte die Aufnahme von Ermittlungen. Bourgi selbst betonte in einem Interview des Radiosenders RTL, er stehe bereit für Fragen der Justiz.
Der 66-Jährige behauptet, er habe die Geldkoffer zunächst Chirac übergeben, der damals Pariser Bürgermeister war. „Darin waren nie weniger als fünf Millionen Francs, das konnte bis 15 Millionen gehen.“ In Gegenwart de Villepins habe er erstmals mit Foccart 1995 Geld übergeben. „Das Geld kam von Marschall Mobutu, dem Präsidenten von Zaire (heute: Kongo).“ Es sei in Koffern, Sporttaschen und selbst Trommeln transportiert und oft vor seinen Augen gezählt worden.
Für den Präsidentschaftswahlkampf 2002 habe er besonders viel Geld für de Villepin gesammelt. „Durch meine Vermittlung und in seinem Büro haben fünf afrikanische Staatschefs - Abdoulaye Wade (Senegal), Blaise Compaoré (Burkina Faso), Laurent Gbagbo (Elfenbeinküste), Denis Sassou Nguesso (Kongo-Brazzaville) und natürlich Omar Bongo (Gabun) rund 10 Millionen Dollar für diesen Wahlkampf 2002 gezahlt.“
De Villepin stellte die von ihm bestrittenen Vorwürfe in einen Kontext mit der sogenannten Clearstream-Affäre. Dem Ex-Premier wird darin von der Anklage vorgeworfen, an einer Verleumdungskampagne gegen seinen Erzrivalen, Präsident Sarkozy, beteiligt gewesen zu sein. Im ersten Prozess wurde Villepin freigesprochen. Eine Entscheidung in einem Berufungsprozess steht für diesen Mittwoch an.
Der Ausgang gilt als entscheidend für die politische Zukunft de Villepins, der mittlerweile seine eigene politische Partei gegründet hat und wahrscheinlich bei den Präsidentenwahlen 2012 antreten will. In der Clearstream-Affäre war Sarkozy und anderen Prominenten 2004 durch gefälschte Kontolisten der Luxemburger Bankenabrechnungsstelle Clearstream der Besitz von Schwarzgeldkonten unterstellt worden.