Analyse: Diplomatischer Streit um die Falkland-Inseln
Der Konflikt zwischen Briten und Argentiniern spitzt sich zu — die Uno ist eingeschaltet.
London. Der Krieg ist längst vorbei, doch der diplomatische Zoff hat nie aufgehört: 30 Jahre nach der argentinischen Besetzung der Falklandinseln werden die Wortgefechte zwischen Buenos Aires und London lauter. Argentiniens Außenminister Héctor Timerman brachte eine Beschwerde seines Landes über Großbritannien beim UN-Sicherheitsrat vor.
Dass ein unwichtiges, fernes Eiland die Gemüter so erregt, liegt auch an seiner Geschichte: Hätte 1982 nicht ein argentinischer Diktator geglaubt, er könnte die Eiserne Lady in Großbritannien bezwingen, so würden die Falklandinseln heute womöglich einer von vielen unbekannten Archipeln im Weltmeer sein.
Doch wirtschaftliches Kalkül, Nationalstolz und zwei starke Persönlichkeiten lassen die Lage am 2. April 1982 eskalieren: Militärdiktator Leopoldo Galtieri besetzt die Insel, weil er sich Zugang zu einem Schiffskanal und eine Militärbasis für andere Grenzkonflikte in Südamerika sichern will. Margaret Thatcher kommt der unprovozierte Coup gerade recht: Auf dem Höhepunkt der britischen Proteste gegen ihre Sparpolitik lässt sie an den Falklands zurückschlagen — und vereint die Heimat in patriotischer Stimmung hinter sich. Nur 78 Tage tobt der Krieg. So schnell der Sieg für die Briten kommt, so schmerzvoll und schmutzig ist er.
Seit vor einigen Jahren Öl vor der Küste der Falklandinseln gefunden wurde, klingt der Ton wieder schriller. Pläne, den Rohstoff — immerhin geschätzte 60 Milliarden Barrel — gemeinsam zu fördern, hat Argentinien torpediert. Probe-Bohrungen durch die Briten seien „illegal“, heißt es. Vergangenen Dezember eskalierte die Rhetorik: Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner warf den Briten vor, Fischbestände und Energie der Malwinen/Falklands zu plündern. Premier David Cameron reagierte umgehend: In seiner Weihnachtsansprache bezeichnete er Argentinien als „kolonialistisch“.
Großbritannien hat indessen ein Kriegsschiff in den Südatlantik und den Thronfolger, Prinz William, auf die Falklands abkommandiert. Das eine: reine Routine, heißt es, das andere: Teil der Ausbildung zum Rettungspiloten. An die harmlose Erklärung glauben selbst Unbeteiligte nicht.
Und die Falkländer? Britisch wollen sie ohnehin bleiben und klagen, dass Argentinien weniger Lebensmittel auf ihre Inselchen liefert. Bebildert hat die „Penguin News“, ihr Lokalblatt, die Geschichte mit einem Foto von Präsidentin Kirchner. Datei-Name des Bildes: „Zicke“. Seitdem freut sich nicht nur der Online-Auftritt der Pinguin-Reporter über ein Vielfaches an Klickzahlen. Auch das Tourismus-Büro ist plötzlich sehr gefragt. Die Falklandinseln als Urlaubstraumziel? Das wäre ein Happy End, auf das selbst die Uno noch nicht gekommen ist.