Assads Truppen nehmen Al-Kusair ein
Beirut/Damaskus/Genf (dpa) - Nach wochenlanger Belagerung hat die syrische Armee zusammen mit der Hisbollah-Miliz die Kleinstadt Al-Kusair nahe der Grenze zum Libanon eingenommen. In der strategisch wichtigen Region kreuzen sich wichtige Nachschubwege für Regime und Rebellen.
Die Bemühungen der USA und Russlands um eine Syrien-Friedenskonferenz sind derweil auf neue Schwierigkeiten gestoßen. Die ursprünglich für Ende Mai geplante Zusammenkunft ist jetzt frühestens im Juli zu erwarten.
Die syrische Opposition warnte vor einem Massaker in der von regimetreuen Truppen eingenommen Stadt Al-Kusair. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter wies auf das Schicksal von Hunderten Verletzten hin, die sich noch in Al-Kusair aufhielten. Die Rebellen zogen sich nach Angaben von Regimegegnern in der Nacht aus Al-Kusair zurück. Sie hätten dem Ansturm der Angreifer nicht mehr standhalten können, da ihnen allmählich die Munition ausgegangen sei.
In Al-Kusair hat der Bürgerkrieg in Syrien eine neue Dimension erreicht: Erstmals bekannte sich die schiitische Hisbollah aus dem Libanon zu ihrem Kampfeinsatz für Assad. Rebellen aus dem Norden und Osten Syriens mobilisierten ebenfalls zahlreiche Kämpfer. Der Bürgerkrieg hat seit März 2011 nach UN-Angaben mehr als 80 000 Menschen das Leben gekostet.
Die geplante Syrien-Friedenskonferenz soll nach den Vorstellungen der USA und Russlands möglichst im Juli in Genf stattfinden. Das teilte der UN-Sondergesandte für Syrien, Lakhdar Brahimi, am Mittwoch nach Konsultationen mit Regierungsvertretern der beiden Länder in Genf mit. Moskau und Washington würden gemeinsam intensiv darauf hinarbeiten. Die beteiligten Partner hatten ursprünglich angepeilt, die Konferenz Ende Mai oder wenigstens im Juni abzuhalten.
Russlands Vizeaußenministers Gennadi Gatilow sagte nach den Gesprächen, es seien noch nicht alle offenen Fragen geklärt worden. Umstritten ist etwa die Teilnahme des Iran, für die sich der Kreml einsetzt. Iran und Russland gehören zu den Verbündeten des syrischen Machthabers Baschar Al-Assad.
Nach dem von französischer Seite bestätigten Einsatz von Chemiewaffen in Syrien gab sich US-Verteidigungsminister Chuck Hagel überrascht. „Ich habe die Beweise nicht gesehen, von denen sie sagen, dass sie (die Franzosen) sie haben“, sagte Hagel am Mittwoch in Brüssel. Der französische Außenminister Laurent Fabius hatte erklärt, Frankreich habe Beweise dafür, dass in Syrien auch das Nervengift Sarin eingesetzt worden sei.
Das britische Außenministerium bestätigte am Mittwoch, es gebe eine „wachsende Menge von überzeugenden Beweisen“ für den Einsatz von Chemiewaffen durch das Regime in Syrien. „Der Raum für Zweifel wird kleiner“, sagte eine Sprecher. Es sei nun wichtig, dass die UN uneingeschränkt untersuchen könnten, was vor sich gehe, und wie man darauf am besten reagiere. Großbritanniens Außenminister William Hague sagte dem Sender BBC, es gebe keine Hinweise, dass Chemiewaffen von den Rebellen eingesetzt worden seien.
In Kairo kamen die Außenminister der Arabischen Liga zu Beratungen zusammen. Im Mittelpunkt standen das künftige Vorgehen im Syrienkonflikt und die Rolle der libanesischen Hisbollah bei den Kämpfen. Die Liga spielt bei der Suche nach einer Lösung allerdings eine immer geringere Rolle, weil sich deren Mitglieder bislang auf kein gemeinsames Vorgehen einigen können.