Atomwächter beißen im Iran auf Granit

Mit leeren Händen kehrt das Expertenteam aus Teheran zurück. Das Ende der Diplomatie?

Wien/Teheran. Die Medien drängeln sich im Ankunftsbereich des Wiener Flughafens. Mit festem Schritt geht Herman Nackaerts, Chefinspekteur der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA auf die Kameras und Mikrofone zu.

Doch was er zu bieten hat, sind nur ein paar dürre Sätze. „Leider konnten wir über keinen einzigen unserer Ansätze Übereinstimmung erzielen“, erklärt der Wissenschaftler.

Das Team hat bei seiner zweitägigen Visite im Iran auf Granit gebissen: keine Zugeständnisse, keine Einigung über ein künftiges Vorgehen. Angesichts der großen internationalen Aufmerksamkeit hatten Beobachter damit gerechnet, dass Teheran gegenüber den Atomwächtern kleine Zugeständnisse machen könnte. Nicht zuletzt, um eine Verschärfung der Sanktionen abzuwenden.

Doch der Iran blieb stur. In einem ungewöhnlichen Schritt äußerte sich daraufhin IAEA-Chef Yukiya Amano bereits vor der Rückkehr seines Teams aus dem Mullahstaat. Er sei enttäuscht über den Verlauf der Gespräche, ließ Amano wissen.

Der Japaner hatte mit seinem scharfen Bericht über klare Hinweise auf ein mögliches Atomwaffenprogramm des Iran im vergangenen November einen Stein ins Rollen gebracht.

Zwar waren die Hinweise unter anderem auf mögliche Tests mit atomaren Sprengköpfen, die zum Teil aus Geheimdienstquellen stammten, nicht neu.

Doch Amanos politische Entscheidung, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, hatte zur Folge, dass die UN, die USA und die EU Sanktionen gegen das Land verschärften und auch der Ton in der Auseinandersetzung härter wurde. Vor allem Erzfeind Israel, den Teheran „von der Landkarte“ wünscht, fühlt sich von einer möglichen Atombombe bedroht und lässt Säbelrasseln hören.

Gegenüber der IAEA hätten sich nun die Hardliner in Teheran durchgesetzt, meint Mark Fitzpatrick, Sicherheitsexperte am International Institute for Strategic Studies in London.

Ihnen gegenüber stünden durchaus Kräfte, die angesichts der Drohung eines Militärschlages und angesichts der spürbaren Auswirkungen der Sanktionen Flexibilität gegenüber dem Westen zeigen wollten. „Natürlich bedeutet das nicht das Ende der Diplomatie“, meint Fitzpatrick. Doch international sind die Fronten verhärtet.