Missbrauchsvorwürfe vertuscht Australischer Erzbischof verurteilt

Canberra (dpa) - Der australische Erzbischof Philip Wilson ist in einem Missbrauchsskandal zu zwölf Monaten Haft verurteilt worden. Der Kirchenmann hatte jahrelang Vorwürfe gegen einen anderen Priester vertuscht.

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Das Amtsgericht in Newcastle verkündete am Dienstag das Strafmaß gegen den Geistlichen: zwölf Monate, davon sechs unbedingt. „Der Beschuldigte hat keine Reue oder Buße gezeigt“, sagte Richter Robert Stone.

Die Strafe könnte der Erzbischof von Adelaide, bei dem Alzheimer in einem frühem Stadium diagnostiziert wurde, als Hausarrest verbüßen. Das soll am 14. August entschieden werden. Der Richter ordnete eine medizinische Untersuchung an.

Der Schuldspruch war bereits im Mai erfolgt. Der 67-Jährige war für schuldig befunden worden, Vorwürfe des Kindesmissbrauchs gegen einen anderen Geistlichen vertuscht zu haben. Der Fall reicht in die 1970er Jahre zurück. Er hatte damals den Missbrauch von zwei Messdienern durch einen Priester nicht bei der Polizei angezeigt. Die Jungen - damals Hilfspriester - hatten sich ihm anvertraut. Vor Gericht sagte Wilson, er erinnere sich nicht an das Gespräch.

2004 sprach ein Gericht den von Wilson gedeckten pädophilen Priester in neun Fällen des sexuellen Kindesmissbrauchs schuldig. Er starb zwei Jahre später im Gefängnis.

Wilson hatte sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen ihn von der Ausübung seines Amtes zurückgezogen, sich aber bislang geweigert zurückzutreten.

Die Tatsache, dass Wilson verurteilt wurde, sei bedeutsam, sagte der Aktivist Peter Gogarty vor Journalisten. Dass Wilson aber vielleicht das Gefängnis erspart bleibe, sei enttäuschend. „Meiner persönlichen Meinung nach (...) kommt er vielleicht etwas zu leicht davon.“ Gogarty war selbst als Kind von einem Priester missbraucht worden.

Eine Untersuchungskommission war im vergangenen Jahr zu dem Schluss gekommen, dass zwischen 1960 und 2015 Zehntausende Kinder in australischen Institutionen missbraucht worden seien. Ein landesweiter Hilfsfonds bietet seit 1. Juli den Opfern Hilfe und Entschädigungszahlungen an.