Bildungs-Investitionen gegen die Euro-Krise

Die EU will mehr Studenten ins Ausland schicken — und damit auch die wachsende Jugendarbeitslosigkeit in Europa bekämpfen.

Brüssel. Die Schuldenkrise in den südlichen Euro-Ländern — sie trifft Millionen von Menschen. Und sie trifft vor allem die Jugendlichen. In Griechenland und Spanien ist fast jeder zweite junge Mensch ohne Arbeit. Hochqualifizierte versuchen, im Norden Europas eine neue Zukunft zu finden. Weniger Qualifizierte sind ohne Perspektive. Und Experten warnen bereits vor einer „verlorenen Generation“. Die EU will nun gegensteuern — mit einer stärkeren Investition in Bildung.

Konkret geht es um das „Erasmus“-Programm, das im Mai in Kopenhagen seinen 25. Geburtstag feierte (siehe Kasten). Es ermöglicht seit 1987 Studenten eine Studienzeit im Ausland.

Bildungskommissarin Androulla Vassiliou schlägt nun für die neue EU-Budgetperiode 2014 bis 2020 eine Aufstockung der „Erasmus“-Mittel um 70 Prozent auf 19 Milliarden Euro vor. „Erasmus for all“ — „Erasmus für alle“ heißt das Nachfolgeprogramm, von dem fünf Millionen Menschen profitieren sollen. Zum Vergleich: In den vergangenen 25 Jahren waren es etwa 2,4 Millionen Menschen.

Die EU-Kommission räumt ein, dass „Erasmus“ allein Jugendarbeitslosigkeit in Europa nicht bekämpfen wird. Sie sieht darin aber einen Mosaikstein, um jungen Europäern eine Perspektive zu geben. Denn Studenten lernten während eines Auslandsaufenthaltes nicht nur eine Fremdsprache, sondern erlangten auch interkulturelle Kompetenzen und mehr Selbstsicherheit — Anforderungen, die immer mehr Arbeitgeber stellen.

Auch Michael Svarer, Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Management im dänischen Aarhus, sieht in der Bildung junger Menschen einen wichtigen Baustein gegen Jugendarbeitslosigkeit — neben einem flexiblen Arbeitsmarkt, einer intensiven Arbeitsmarktpolitik und natürlich Wachstum.

Svarer betont zugleich, dass Bildung Wachstum generieren könne. „Wir brauchen mehr qualifizierte junge Menschen.“ Und gebraucht werde eine Gesellschaft, die in Bildung investiere. „Erasmus for all“ soll daher auch ermöglichen, dass Universitäten enger mit der Wirtschaft kooperieren — durch die Förderung von Projektarbeiten und die Einbindung von Unternehmen in die Aufstellung von Stundenplänen.

Ob die Kommission ihren Plan umsetzen kann, ist allerdings noch unklar. Eine Entscheidung von Mitgliedstaaten und EU-Parlament über das EU-Budget wird nicht vor Ende des Jahres erwartet.