Wikileaks-Informantin Chelsea Manning nach fast sieben Jahren Militärhaft frei

Washington (dpa) - Nach fast sieben Jahren in US-Militärhaft ist die Whistleblowerin Chelsea Manning wieder auf freiem Fuß. Das bestätigten die US-Army und die Anwälte Mannings.

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Manning, vor ihrer Geschlechtsumwandlung noch unter dem Vornamen Bradley bekannt, hatte im Irak-Krieg als Computerexperte für die US-Streitkräfte gearbeitet und große Datenmengen geheimen Materials an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergeleitet.

Chelsea Manning habe am Mittwochmorgen das US-Militärgefängnis in Fort Leavenworth (Kansas) verlassen, sagte eine Army-Sprecherin der dpa. „Nach weiteren angstvollen vier Monaten des Wartens ist der Tag endlich gekommen“, heißt es in einer Stellungnahme Mannings, die ihre Anwälte am Mittwoch veröffentlichten.

„Alles, was vor mir liegt, ist wichtiger als die Vergangenheit“, heißt es darin weiter. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichte die heute 29 Jahre alte Manning ein Foto, das ihre Füße in Turnschuhen zeigt, offenbar als Symbol für die ersten Schritte in Freiheit gemeint.

Früher als IT-Spezialistin der US-Armee im Irak eingesetzt, war Manning 2013 unter anderem wegen Spionage zu 35 Jahren Militärhaft verurteilt worden und hat davon knapp sieben Jahre abgesessen. Vom Vorwurf der Kollaboration mit dem Feind wurde sie freigesprochen. Die Untersuchungshaft seit der Festnahme 2010 war ihr angerechnet worden. Präsident Barack Obama hatte die Strafe kurz vor dem Ende seiner Amtszeit verkürzt.

Chelsea Manning hatte noch unter ihrem früheren Namen Bradley Manning Hunderttausende Dokumente aus Armeebeständen über Vorkommnisse bei den Kriegen im Irak und in Afghanistan an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergeleitet. Die Enthüllungen enthielten zum Teil höchst peinliche Details für die Vereinigten Staaten.

In der Haftzeit unterzog sich Manning einer Geschlechtsumwandlung. Sie unternahm Berichten zufolge zwei Selbsttötungsversuche und trat in einen Hungerstreik.

Der Wikileaks-Gründer Julian Assange bezeichnete die Freilassung der Whistleblowerin als „epischen Sieg“. „Ich kann nicht abwarten, sie zu treffen“, twitterte Assange bereits am Dienstag, einen Tag bevor Manning das Militärgefängnis verließ.

Unter den von Manning enthüllten Daten war auch ein Video, auf dem zu sehen ist, wie die Besatzung eines US-Hubschraubers auf wehrlose Zivilisten feuert und dabei auch zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters tötet. Manning erhielt dafür international mehrere Menschenrechtspreise.

Das Video war der erste große Enthüllungserfolg der Plattform Wikileaks. Deren Gründer Assange hält sich seit Juni 2012 in der Botschaft Ecuadors in London auf, um einer Auslieferung an Schweden im Zusammenhang mit Vorwürfen wegen sexuellen Missbrauchs zu entgehen. Er hatte angekündigt, im Falle der Freilassung Mannings freiwillig in die USA zu gehen, hatte das später aber wieder relativiert. Ob dies rechtlich möglich wäre, ist strittig.