#GOP-Nominierungsparteitag Cruz düpiert Trump: Buhrufe und Zerrissenheit beim Parteitag
Cleveland (dpa) - Mit seiner Verweigerung einer Unterstützung Donald Trumps hat Texas' Senator Ted Cruz auf dem Parteitag der US-Republikaner einen Eklat ausgelöst. Cruz erntete lautstarke Buhrufe, weil er dem Präsidentschaftskandidaten konsequent die Gefolgschaft verweigerte.
Er gratulierte Trump in seiner Rede in der Nacht zum Donnerstag in Cleveland zwar zur Nominierung. Cruz rief die Amerikaner aber dazu auf, bei der Wahl im November ihrem Gewissen zu folgen.
Cruz sang ein Loblied auf die Freiheit und konservative Prinzipien. „Wir haben Führer verdient, die für Prinzipien stehen, die uns alle hinter gemeinsam geteilten Werten vereinen. Das ist der Standard, den wir von jedem erwarten können“, sagte Cruz, der in den Vorwahlen stärkster Konkurrent von Trump war.
Cruz' Weigerung, sich hinter Trump einzureihen, ist eine Ohrfeige für den Präsidentschaftskandidaten. Der erzkonservative Cruz hat dessen oft wechselnden Positionen und mangelnde Prinzipientreue immer wieder kritisiert. „Steht für euer Gewissen ein und wählt Kandidaten, die die Verfassung verteidigen“, sagte Cruz.
Cruz' Auftritt und die Reaktionen darauf unterstrichen am vorletzten Tag des Konvents das tiefe Zerwürfnis der Republikaner. Erneut wurde deutlich, wie uneins und zerrissen die Partei nach einem beispiellosen Vorwahlkampf und dem Sieg des politischen Quereinsteigers Trump ist.
Cruz sah sich großem Druck ausgesetzt, Trump öffentlich zu unterstützen. Nach seiner Weigerung wurde er laut US-Medien nicht in die VIP-Suite des Großspenders Sheldon Adelson gelassen. Heidi Cruz habe beim Verlassen der Halle vor wütenden Trump-Anhängern beschützt werden müssen.
Bereits vor Cruz' Rede war verlautbart, dass der Senator an einer eigenen Kandidatur für 2020 arbeitet - ungeachtet der Frage, wer im November die Wahl gewinnt.
Während Cruz' Rede nahm Trump in der Loge der Familie Platz und zog viele Blicke auf sich. Danach twitterte er: „Wow, Ted Cruz ist von der Bühne gebuht worden, hat das Gelöbnis nicht eingehalten!“, twitterte Trump. „Ich habe seine Rede zwei Stunden früher gesehen, ihn aber trotzdem sprechen lassen. Keine große Sache!“
Trump-Anhänger wie der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, warfen Cruz vor, ein Gelöbnis gebrochen zu haben. Darin hatten sich alle Präsidentschaftsbewerber der Republikaner verpflichtet, den letztlich siegreichen Kandidaten zu unterstützen.
Trump hatte Cruz im Vorwahlkampf regelmäßig als „Lügenden Ted“ bezeichnet und dessen Frau durch das Twittern eines unvorteilhaften Bildes beleidigt. Außerdem hatte er einen Bericht eines Klatschblattes weiter verbreitet, der Cruz' Vater mit dem Attentäter von John F. Kennedy in Verbindung brachte.
Angesichts des Eklats um Cruz ging fast unter, dass Mike Pence nun offiziell Kandidat für das Amt des US-Vizepräsidenten ist. Der Gouverneur des Bundesstaates Indiana nahm die Nominierung des Konvents an. Er beschwor die Einigkeit der Partei, damit im November Trump zum Präsidenten gewählt wird, und erinnerte an sein Vorbild, den Ex-US-Präsidenten Ronald Reagan.
Trump hatte den 57-jährigen Pence auch ausgesucht, um die sozialkonservativen und evangelikalen Flügel der Partei zufriedenzustellen. Nach dessen Rede erschien Trump auf der Bühne und hauchte Pence einen Luftkuss auf die Schläfe.
Bei Protesten und nach dem Verbrennen einer US-Flagge nahm die Polizei am Mittwochabend 17 Demonstranten fest. Die Lage vor der Parteitagshalle war eskaliert, als eine Demonstrantin der „Revolutionary Communist Party“ nicht nur die Fahne in Brand setzte, sondern die Flammen auf sie und andere Protestierende übergriffen.
Der Parteitag sollte in der Nacht zum Freitag mit einer Rede Trumps zu Ende gehen.