Der spanische Frühling
Spanien befindet sich in seiner tiefsten Krise seit dem Ende der Diktatur. Nicht nur, weil das so stolze Königreich, das vorübergehend als EU-Musterland gefeiert wurde, inzwischen zu einem Reich der Arbeits- und Perspektivlosigkeit mutierte.
Sondern auch, weil nicht endende Korruptionsskandale im ganzen Land und in allen Parteien die Glaubwürdigkeit der herrschenden Politiker zerfressen haben.
Das ist dramatisch in einer Gesellschaft, die dringender denn je kompetente Kräfte braucht, um aus der Misere zu kommen: Denn nicht nur Millionen Spanier sind hoch verschuldet und existenziell am Ende. Auch der Staat hat jahrelang über seine Verhältnisse gelebt, sitzt auf einem gefährlich hohen Schuldenberg: Spanien gilt deswegen nach Griechenland, Irland und Portugal als weiterer Euro-Risiko-Kandidat.
Nach Jahren des stillen Zorns, der vom berühmten spanischen Optimismus aufgefangen wurde, gibt es nun im Volk kein Halten mehr. Man kann nur hoffen, dass diese Straßenrevolution mehr ist als ein vorübergehender Aufschrei. Dass der spanische Frühling tatsächlich Engagement, handfeste politische Initiativen und innovativen Unternehmergeist sprießen lässt.