Frankreich stellt sich auf langen Krieg gegen den Terror ein
Paris (dpa) - Nach dem Doppelmord an einem Polizisten und seiner Lebensgefährtin hat Frankreichs Ministerpräsident Manuel Valls seine Landsleute auf weitere Schreckenstaten vorbereitet. „Andere Unschuldige werden ihr Leben verlieren“, sagte er dem Sender France Info.
Es falle ihm nicht leicht, dies zu sagen, aber es sei leider die Realität. Ähnlich äußerte sich Präsident François Hollande. Er rechnet mit einem „langen Krieg gegen den Terrorismus“.
Ein 25-Jähriger hatte zu Wochenbeginn im Namen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) westlich von Paris den Polizisten und dessen Partnerin getötet. Der Angreifer auf einen Nachtclub in der US-Stadt Orlando, der am Wochenende Dutzende Menschen erschossen hat, berief sich ebenfalls auf den IS.
Die belgische Tageszeitung „La Dernière Heure“ und andere Blätter berichteten, Dschihadisten hätten Syrien verlassen, um in Belgien und Frankreich Attentate zu verüben. Eine Bestätigung hierfür gab es zunächst nicht. In Frankreich findet derzeit die Fußball-Europameisterschaft statt.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) rief zu erhöhter Wachsamkeit auf. „Wir müssen uns inzwischen sowohl auf Einzelattentate als auch auf gemischte Anschläge wie in Paris und international koordinierte Terroranschläge vorbereiten, nicht mehr nur auf eines dieser Szenarien“, sagte de Maizière der „Rheinischen Post“ (Mittwoch).
In Paris sagte er: „Wir haben Radikalisierungsprozesse von Menschen, die in Deutschland aufgewachsen sind.“ Diese führten zu islamistischem Extremismus oder gar Terrorismus. „Diese Prozesse bleiben oft nicht verborgen“, sagte der Minister. Nachbarn oder Arbeitskollegen könnten einen Beitrag leisten, indem sie die Menschen ansprechen oder sich an Behörden wenden, „um eine Radikalisierung zu verhindern“. De Maizière gedachte in der französischen Hauptstadt mit Hollande, Valls und seinem französischen Amtskollegen Bernard Cazeneuve in einer Schweigeminute der Opfer der Anschläge.
Valls betonte im Sender France Inter die Notwendigkeit, Polizei und Nachrichtendiensten die notwendigen Mittel im Kampf gegen den Terrorismus zur Verfügung zu stellen. Hollande hatte zuvor mit US-Präsident Barack Obama vereinbart, angesichts der Bedrohung die Zusammenarbeit US-amerikanischer und französischer Sicherheitsdienste zu verstärken. Nähere Informationen gab es dazu im Élysée nicht. „Frankreich und seine Verbündeten werden damit fortfahren, die Kraft ihrer Demokratien der Barbarei entgegenzustellen“, hieß es.