Früherer Trump-Mitarbeiter sorgt mit bizarren Interviews für Wirbel

Washington. In der Russland-Affäre um Donald Trump hat ein früherer Wahlkampfmitarbeiter des US-Präsidenten mit einer Reihe bizarrer Interviews für Wirbel gesorgt. Sam Nunberg erklärte, er werde bei den FBI-Untersuchungen nicht mit Sonderermittler Robert Mueller zusammenarbeiten.

US-Sonderermittler Robert Mueller leitet die Ermittlungen in der Russland-Affäre um Donald Trump.

Foto: Andrew Harnik

Diese Aussage bekräftigte er im Gespräch mit mehreren Fernsehsendern. Am Montagabend signalisierte der 36-Jährige dann allerdings, möglicherweise doch mit den Ermittlern kooperieren zu wollen.

In den teils sehr langen Interviews hielt Nunberg nicht damit hinter dem Berg, dass er mittlerweile ein schlechtes Bild von Trump hat. Er sparte nicht mit Beschimpfungen. Weil er sich dabei mehrmals wiederholte und teilweise verwirrt wirkte, war in den USA rasch eine Diskussion darüber entbrannt, ob die Sender ihn hätten interviewen dürfen.

Nunberg war in der Vergangenheit mehrmals für Trump tätig - und er wurde auch mehrmals von ihm gefeuert. Laut einem Bericht der „Washington Post“ machte ihn der Unternehmer im Februar 2015 zu seinem Kommunikationsberater. Im August desselben Jahres musste Nunberg das Wahlkampfteam aber bereits wieder verlassen - also erst wenige Wochen nachdem Trump seine Kandidatur bekannt gegeben hatte. Er wurde wegen rassistischer Äußerungen auf Facebook entlassen.

Vor kurzem traf sich Nunberg mit Mitarbeitern Muellers. Der Sonderermittler und sein Team gelten bei ihrer Untersuchung einer mutmaßlich russischen Wahlbeeinflussung als äußerst gründlich. Nunberg könnte ihnen einen Einblick in die Anfangsphase von Trumps Wahlkampf geben.

Der 36-Jährige sagte der „Washington Post“ am Montag, er habe von Mueller eine Anordnung erhalten, am Freitag vor einer Grand Jury zu erscheinen. Er werde dem aber nicht nachkommen. Er werde Mueller auch keine Dokumente übergeben, die dieser angefordert habe.

Dieses Interview war der Beginn der bizarren Auftritte. Wenig später sprach Nunberg telefonisch mit dem Sender MSNBC. Dabei sagte er, er kooperiere nicht mit Mueller, weil es „absolut lächerlich“ sei, was das Team des Sonderermittlers von ihm verlange. Er sehe nicht ein, warum er sämtliche E-Mails raussuchen müsse, nach denen er gefragt worden sei. Laut seiner Darstellung geht es dabei etwa um seine Kommunikation mit Trumps Ex-Wahlkampfberater und ehemaligem Chefstrategen Steve Bannon sowie Trumps langjährigem Vertrauten Roger Stone.

Stones Name fällt im Zusammenhang mit der Russland-Affäre immer wieder. Er war einst Mitarbeiter von Präsident Richard Nixon und blickt auf eine lange Karriere als schillernder, aber umstrittener Lobbyist und Politikberater zurück, der gern zu fragwürdigen Methoden greift. Stone und Nunberg sind befreundet. Beide haben eine wechselhafte Beziehung zu Trump.

Nunberg sagte in dem MSNBC-Interview, er sei kein Fan von Trump. Dieser habe ihn während des Wahlkampfes „sehr schlecht“ behandelt. Er stimme aber mit Trump darin überein, dass es sich bei den Russland-Ermittlungen um eine „Hexenjagd“ handele. Trump habe nicht mit Russland zusammengearbeitet. Die Vorstellung sei ein „Witz“.

Auf die Frage, ob Mueller etwas gegen Trump in der Hand habe, sagte Nunberg, er denke, dass dies möglicherweise der Fall sei. Er wisse dies aber nicht sicher.

Der 36-Jährige sagte mehrfach, er sei willens, sich festnehmen zu lassen. Er wolle nicht kooperieren. An anderer Stelle erklärte er, sein Anwalt halte seine öffentlichen Äußerungen womöglich nicht für eine gute Idee.

Nach dem Interview von MSNBC sprach er noch mit weiteren Medien, darunter auch CNN. Das Weiße Haus war währenddessen bemüht, seine Glaubwürdigkeit in Frage zu stellen. Trumps Sprecherin Sarah Sanders sagte, Nunberg habe eindeutig Wissenslücken.

Während eines Interviews am Abend fragte die CNN-Moderatorin Erin Burnett Nunberg, ob er Alkohol getrunken habe. Er verneinte dies, räumte aber wenig später ein, er habe Antidepressiva genommen.

Das führte zu einer Debatte darüber, ob die Medien ihn überhaupt hätten interviewen dürfen oder ob sie ihn nicht vielmehr vor sich selbst und der öffentlichen Bloßstellung hätten schützen müssen. Der Informationsdienst „Axios“ schrieb am Dienstag: „Dies ist einer der Gründe, warum Amerika die Medien hasst.“ Die gesamte Medienindustrie sei durchgedreht, „weil ein verstörter Trump-Anhänger sich selbst zum Arsch gemacht hat - live.“