Gericht ordnet Verbesserungen für Migranten in Calais an
Lille (dpa) - Selbst gebaute Hütten, provisorische Zelte und notdürftige medizinische Versorgung: In dem „Dschungel“ genannten Camp bei Calais in Frankreich leben rund 6000 Migranten unter schwierigen Bedingungen.
Nun hat das Verwaltungsgericht im nordfranzösischen Lille die Behörden aufgefordert, für bessere Bedingungen zu sorgen. Die Präfektur des Départements Pas-de-Calais und die Gemeinde Calais sollen unter anderem 50 Toiletten und 10 zusätzliche Wasserzapfstellen einrichten, wie das Gericht am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Paris bestätigte. Außerdem sollen ein Müllsammelsystem eingeführt und das Gelände gereinigt werden. Zudem wurden bessere Zufahrtsmöglichkeiten für Rettungsdienste verlangt.
Das Gericht, das von Nichtregierungsorganisationen angerufen wurde, fordert die Ausführung aller Maßnahmen innerhalb von acht Tagen. Für jeden Tag Verzögerung würden 100 Euro Strafe fällig. Ende vergangener Woche hatte Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve erklärt, bereits erste Schritte unternommen zu haben, darunter auch den Transfer von 402 Migranten in verschiedene Aufnahmestätten.
Viele der Flüchtlinge, die aus Eritrea, Äthiopien, Afghanistan, Pakistan oder dem Sudan kommen, stellen keinen Asylantrag in Frankreich. Sie warten in Calais auf die Chance, über den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen. Sie hoffen, in Großbritannien eine Arbeit zu finden, auch weil es ihnen leichter fällt, Englisch zu sprechen als Französisch zu lernen. Zudem spielt die Dauer des Asylverfahrens eine wichtige Rolle, die in Großbritannien im Schnitt bei sechs Monaten liegen soll, in Frankreich bei achtzehn Monaten. Seit Anfang Juni gab es bei dem Versuch, über den Ärmelkanal auf die britische Insel zu gelangen, bereits mehr als 9 Tote.