Greenpeace will inhaftierte Aktivisten auf Kaution freibekommen

Hamburg (dpa) - Die Umweltorganisation Greenpeace will sich nach der Inhaftierung von 30 Aktivisten nicht von der russischen Justiz einschüchtern lassen.

„Die Situation ist ernst, und wir sind sehr besorgt“, sagte Brigitte Behrens, Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland, am Dienstag in Hamburg. Die Kampagne gegen die kommerzielle Ausbeutung der Ölvorkommen in der Arktis werde jedoch fortgesetzt, ebenso wie zahlreiche Solidaritätsaktionen.

Behrens fügte hinzu, Greenpeace bemühe sich, die Aktivisten auf Kaution freizubekommen. Das werde jedoch von der russischen Justiz mit Hinweis auf eine mögliche Fluchtgefahr abgelehnt. „Das finden wir ziemlich unverschämt“, sagte die Deutschland-Chefin der Gruppe. Greenpeace sei eine gewaltfreie Organisation und habe sich immer gerichtlichen Verfahren gestellt.

Die 28 Greenpeace-Aktivisten und zwei Journalisten waren vor knapp einem Monat in Haft genommen worden, nachdem sie versucht hatten, ein Transparent an einer Ölplattform des russischen Konzerns Gazprom zu befestigen. Ihnen wird „bandenmäßige Piraterie“ vorgeworfen, die mit mindestens zehn Jahren Gefängnis bestraft wird. Die Höchststrafe liegt bei 15 Jahren.

„Von diesem Vorwurf wurden wir völlig überrascht, das hatten wir nicht erwartet“, sagte Behrens. Es sei aber nicht zutreffend, dass Greenpeace die Aktivisten einem zu hohen Risiko ausgesetzt habe. „Bei uns gilt der Grundsatz, dass jeder selbst entscheidet, welches Risiko er eingehen will. Wir haben niemanden dort hingeschickt.“

Den Inhaftierten gehe es den Umständen entsprechend gut. Ein Problem seien die ungeheizten Zellen in Murmansk mit Temperaturen um die null Grad sowie der Mangel an Trinkwasser. „Aus unserer Sicht gehört Gazprom auf die Anklagebank“, sagte Behrens. „Wir lassen uns durch diese unangemessenen Einschüchterungen aber nicht entmutigen.“

Neben der strafrechtlichen Verfolgung der Greenpeace-Leute durch die russische Justiz gibt es einen zwischenstaatlichen Konflikt zwischen den Niederlanden und Russland. Das Greenpeace-Schiff „Arctic Sunrise“, das unter niederländischer Flagge fährt, wurde von der russischen Küstenwache in internationalen Gewässern aufgebracht. Die niederländische Regierung sieht darin einen Verstoß gegen das internationale Seerecht und will den Fall möglicherweise dem Internationalen Seegerichtshof in Hamburg vorlegen. Gegenwärtig läuft noch ein Schiedsverfahren.