Sicherheitslage angespannt Großbritannien: Höchste Terrorwarnstufe wieder aufgehoben
London (dpa) - Fünf Tage nach dem Anschlag von Manchester hat Großbritannien seine höchste Terrorwarnstufe wieder aufgehoben. Experten senkten die Gefahreneinschätzung von „kritisch“ auf „ernst“, teilte Premierministerin Theresa May nach einer Krisensitzung mit.
Dies bedeute aber, dass ein Anschlag immer noch sehr wahrscheinlich sei. „Das Land sollte wachsam bleiben, betonte May. Zuvor waren am Morgen zwei weitere Verdächtige festgenommen worden, die in Verbindung mit dem Terror-Anschlag von Montagabend stehen sollen. Derzeit sind damit in Großbritannien elf Personen festgesetzt. Die Polizei geht davon aus, dass ein islamistisches Netzwerk hinter dem Attentat steckt. Auch Verwandte des britischen Attentäters mit libyischen Wurzeln sollen darunter sein.
Die Sicherheitslage in Großbritannien war wegen des langen Wochenendes noch stark angespannt. Der kommende Montag ist ein gesetzlicher Feiertag. Zahlreiche Großveranstaltungen im Land sind geplant. Mehr als 1000 bewaffnete Polizisten sollten für die Sicherheit sorgen. Sie werden nach Angaben von May bis Montagabend von Soldaten unterstützt.
Zu den Großevents zählte auch das FA-Cup-Finale der Londoner Fußballclubs FC Arsenal und FC Chelsea. Zum Endspiel an diesem Samstagabend wurden mehr als 80 000 Zuschauer erwartet, darunter Prinz William und Labour-Chef Jeremy Corbyn.
Die Gesundheitsbehörde NHS (National Health Service) hatte Kliniken vorsichtshalber aufgefordert, sich ausreichend auf schwere Verletzungen in diesen Tagen einzustellen. Auch öffentliche Verkehrsmittel werden zurzeit verstärkt überwacht.
Die Terrorwarnstufe „ernst“ bedeute, dass ein Anschlag sehr wahrscheinlich sei, warnte May. Bei der höchsten Stufe „kritisch“ gehen Experten davon aus, dass ein Anschlag unmittelbar bevorstehen könnte. Dies Stufe war zuletzt vor etwa elf Jahren ausgerufen worden.
Der oberste britische Terror-Ermittler rechnet mit der Festnahme weiterer Personen. „Mehr Festnahmen und mehr Durchsuchungen“ seien wahrscheinlich, sagte Mark Rowley in London. Insgesamt habe es schon 17 Durchsuchungen seit dem Anschlag in Manchester gegeben. Auch im Laufe des Samstags durchsuchte die Polizei ein Areal in der Stadt.
Bei dem Anschlag nach einem Popkonzert am Montagabend hatte der islamistische Attentäter Salman Abedi 22 Menschen mit in den Tod gerissen, darunter sieben Kinder und Jugendliche. Mehr als 100 Menschen erlitten zum Teil schwere Verletzungen.
Die Solidarität mit den Opfern in Manchester ist immens. Berge von Blumen türmten sich in der Innenstadt, gemeinsam wurden spontan Lieder gesungen. Viele Briten ließen sich Bienen-Tattoos stechen. Die Einnahmen der Tattoo-Studios gehen an die Betroffenen des Anschlags. Die Organisatoren hoffen, dass bis zum Ende des Wochenendes auf diese Weise 50 000 Pfund (etwa 57 000 Euro) zusammenkommen.
Die Biene ist ein Symbol für Manchester. Wahrscheinlich geht es auf die Arbeiter in den Fabriken von Manchester während der Industriellen Revolution zurück, die mit fleißigen Bienen verglichen wurden.