Beschuldigung gegen Kolumbien Großfahndung nach möglichem Attentat auf Maduro
Caracas (dpa) - Nach dem möglichen Anschlag auf den venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro haben die Sicherheitskräfte eine Großfahndung nach den Tätern eingeleitet. Sechs Verdächtige seien bereits festgenommen worden, so Innenminister Néstor Reverol.
Es werde weiter nach Tätern und Hintermännern gesucht. Nach Regierungsangaben hatten Attentäter am Samstag während einer Militärparade versucht, einen Bombenanschlag mit Drohnen auf Maduro zu verüben. Das Staatsfernsehen hatte den Moment übertragen, in dem eine Explosion zu hören war, während Maduro eine Rede hielt. Der Staatschef blieb unverletzt. Sieben Nationalgardisten erlitten nach offiziellen Angaben teils schwere Verletzungen.
Direkt nach dem Zwischenfall waren allerdings Zweifel an der offiziellen Attentatsversion aufgekommen. Vor allem Aussagen von Feuerwehrleuten nährten den Verdacht, dass es sich lediglich um einen Unfall mit einem Gastank in einem nahen Gebäude gehandelt haben könnte.
Allerdings veröffentlichte der Ex-Militär und Sicherheitsberater Cesar Guardiola ein Video, auf dem eine bei dem vermeintlichen Anschlag verwendete Drohne zu sehen sein soll. Das Fluggerät kreist am Himmel, während im Hintergrund Maduros Rede zu hören ist. Kurz darauf explodiert die Drohne. Die Authentizität des Videos ließ sich zunächst nicht unabhängig bestätigen.
Zur Unklarheit trug das vermeintliche Bekenntnis einer bislang unbekannten Rebellengruppe bei. Die „Soldados de Franelas“ (Flanell-Soldaten), die sich als „patriotische Militärs und Zivilisten“ bezeichneten, bezeichneten sich auf Twitter als Autoren des Drohnenanschlags.
Bei dem Attentat seien zwei Drohnen benutzt worden, die jeweils mit einem Kilo des Sprengstoffes C-4 beladen gewesen seien, sagte Innenminister Reverol. „Die Ladung kann Schäden in einem Radius von 50 Metern verursachen“, erklärte er. Einer der Festgenommenen sei 2017 in einen Angriff auf eine Militärbasis involviert. Ein weiterer sei 2014 nach Protesten gegen die Regierung in Haft gewesen.
Ehemalige Militärs zeigten sich verwundert über die Umstände des Vorfalls. So sei auf der Straße Avenida Bolívar niemals zuvor eine Militärparade abgehalten worden, weil der Ort schlecht zu schützen sei. Auch die Reaktion der Sicherheitskräfte nach den Detonationen sei unprofessionell gewesen, sagte der frühere General Gonzalo García Ordóñez der Zeitung „El Nacional“.
Maduro bezichtigte den scheidenden kolumbianischen Präsidenten, Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos, der Urheberschaft. „Ich hege keine Zweifel, dass dahinter „ultrarechte Kreise in Venezuela gemeinsam mit ultrarechten Kräften Kolumbiens und Juan Manuel Santos stecken“, sagte der autoritär regierende Sozialist.
Weitere Hintermänner sah Maduro in den USA. Der US-Sicherheitsberater John Bolton dementierte eine Beteiligung Washingtons. Auch die Regierung in Bogotá widersprach vehement. Am Montag wollten Tausende Regierungsanhänger in Venezuela auf die Straße gehen, um den regierenden Sozialisten ihre Unterstützung zu versichern.
Kritiker befürchten, dass der Vorfall nun zur Verschärfung der Repressionen genutzt wird. „Wir warnen davor, dass dieses konfuse Ereignis als Ausrede genutzt werden kann, um das verfassungsmäßige Recht des Volkes auf Protest abzuschaffen“, schrieb das Oppositionsbündnis Frente Amplio.
Edgar Zambrano, Vizepräsident der Oppositionspartei AD, sagte: „Sie Regierung will die Aufmerksamkeit von den Problemen des Landes, der humanitären Tragödie und der wirtschaftlichen Katastrophe ablenken.“ Venezuela leidet seit langem unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise. Das Land mit den größten Ölreserven der Welt kämpft mit einer Hyperinflation, das heißt, die Preise steigen explosionsartig und das Geld verliert rasant an Wert.
Zuletzt prognostizierte der Internationale Währungsfonds (IWF) für das laufende Jahr eine Inflationsrate von einer Million Prozent. Die Wirtschaftsleistung könnte zudem um 18 Prozent einbrechen.
Kritiker werfen Maduro vor, er wolle eine Diktatur errichten. Im Mai ließ sich der Sozialist für eine weitere fünfjährige Amtszeit bei einer umstrittenen Wahl im Amt bestätigen.