Gutachten: Ex-Putin-Berater starb gewaltsam
Washington/Moskau (dpa) - Der frühere Berater des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Michail Lessin, ist US-Berichten zufolge gewaltsam ums Leben gekommen und nicht an einem Herzanfall gestorben.
Die Leiche des ehemaligen Informationsministers war am 5. November 2015 in einem Washingtoner Hotel entdeckt worden. Die „Washington Post“ und andere Medien zitierten nun aus einem Gutachten des obersten Gerichtsmediziners der US-Hauptstadt. Die Todesursache sei Gewalteinwirkung gegen Lessins Kopf.
Außerdem führe der Bericht Verletzungen im Nacken, am Oberkörper sowie an Armen und Beinen auf. Die Washingtoner Polizei erklärte, der Fall werde untersucht. Ein Sprecher wollte der „Washington Post“ zufolge nicht sagen, ob es sich um ein Verbrechen gehandelt habe.
Der russische Generalstaatsanwalt Juri Tschaika forderte die US-Behörde offiziell auf, Details zur Verfügung zu stellen. Es handele sich um einen russischen Staatsbürger. Dem Außenministerium in Moskau zufolge hat Russland eine solche Anfrage jedoch schon mehrfach gestellt. „Bisher haben wir keine substanziellen Informationen von der US-Seite erhalten“, sagte Sprecherin Maria Sacharowa der Deutschen Presse-Agentur in Moskau.
Der studierte Bauingenieur Lessin gilt als einer der Architekten des russischen Medienapparats. Er war von 1999 bis 2004 Informationsminister und später einer von Putins Beratern. Kritikern zufolge spielte er eine wesentliche Rolle bei der Knebelung der unabhängigen Presse in Moskau. Bis Ende 2014 leitete er den kremlnahen russischen Konzern Gazprom-Media Holding.
Die russische Botschaft in Washington teilte mit, die Diplomaten seien im ständigen Kontakt mit den US-Behörden. Was Informationen angehe, sei aber auch die Privatsphäre der Familie zu achten, sagte Botschaftssprecher Juri Melnik der Agentur Interfax.
Der Kreml hatte den Tod Lessins im November bestätigt. Der staatliche TV-Sender Russia Today (RT), bei dessen Gründung Lessin geholfen hatte, nannte eine Herzattacke als Ursache. Davon hatte angeblich auch Lessins Familie gesprochen und sich auf langjährige Beschwerden berufen. Was genau Lessin in Washington wollte, gilt als unklar.