Hinrichtung: Exempel im Machtkampf Nordkoreas

Im Eiltempo lässt Machthaber Kim Jong Un seinen Onkel Jang Song Thaek aus dem Weg räumen.

Seoul. Auf die Menschen auf der koreanischen Halbinsel kommen erneut unruhige Zeiten zu. Die Nachrichten von der Entmachtung und Hinrichtung des einflussreichen Onkels des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il, Jang Song Thaek, wird in Südkorea auch als Zeichen für Instabilität im Nachbarland interpretiert. Die Lage gilt als prekär.

Südkoreas Regierung will sich auf alle Eventualitäten vorbereiten, das heißt: militärische Provokationen, weitere Raketen- und Atomtests Nordkoreas und selbst den Zusammenbruch des Landes. Experten sehen einen Machtkampf toben, der noch nicht beendet ist.

Dass jetzt das stalinistische Regime Jang hingerichtet hat, überrascht selbst langjährige Beobachter. Zwei Getreue Jangs sollen nach Informationen des südkoreanischen Geheimdienstes schon im November exekutiert worden sein. Doch dass ein Mitglied des Herrscher-Hauses — Jang war mit einer Schwester des vor zwei Jahren gestorbenen Alleinherrschers Kim Jong Il verheiratet — getötet wird, hatte man für unmöglich gehalten. „Es gibt kein solches Beispiel aus Nordkorea in den vergangenen 50 Jahren“, sagt Park Hyeong Jung vom Korea-Institut für Nationale Vereinigung in Seoul. Für den Experten heißt das, Kim Jong Un habe schnell für klare Verhältnisse sorgen und ein Warnsignal setzen wollen.

„Kim versuchte, aus den Kämpfen zwischen seinen Helfern Vorteile zu ziehen“, glaubt Park. Es gebe etwa Anzeichen eines Machtkampfes zwischen der wichtigen Abteilung für Organisation und Führung im Zentralkomitee der herrschenden Arbeiterpartei, der Jang nahe stand, und dem mächtigen Militär auf der anderen Seite. Jang habe mitgeholfen, die Volksarmee zu reorganisieren und deren Einfluss zu verringern. „Das Militär war sehr wütend.“

Inwieweit Jang seine eigenen Einflusss genutzt hatte, um Kim eventuell aus dem Sattel zu heben und selbst die Zügel in die Hand zu nehmen, bleibt unklar. Doch genau das warf das Regime dem 67-jährigen Jang als Begründung für die Todesstrafe vor. Daneben gibt es eine bizarre Liste von weiteren Vergehen, die ihm zur Last gelegt werden: Korruption, Spielsucht, Frauengeschichten, Drogenmissbrauch, Geldverschwendung, Ausverkauf von Rohstoffen an China. Dazu sehen Beobachter Anzeichen für einen Generationswechsel auf führenden Positionen. Im Sommer 2012 ließ Kim Jong Un Armeechef Ri Yong Ho aus seinen Ämtern entfernen — angeblich aus Gesundheitsgründen. Der Schritt wurde als Vorzeichen für weitere Veränderungen gesehen, um Kim Jong Uns Macht zu festigen. Wie General Ri galt auch Jang als Vertrauter Kim Jong Ils.

Jang, der in der Partei Karriere machte, wurde noch von Kim Jong Il zum Vizechef der Nationalen Verteidigungskommission befördert.