Indische Maoisten entführen erstmals Touristen

Neu Delhi (dpa) - Maoistische Rebellen in Indien haben erstmals ausländische Touristen entführt. Nach Angaben der Polizei handelte es sich um zwei Italiener, die im ostindischen Bundesstaat Orissa verschleppt wurden.

Das Außenministerium in Rom bestätigte die Entführung. Der Vizepolizeichef des Distrikts Kandhamal, Gobind Malik, sagte der Nachrichtenagentur dpa, die Italiener seien mit zwei Indern unterwegs gewesen, als Maoisten den Wagen gestoppt und die Insassen verschleppt hätten. „Die beiden Einheimischen wurden danach freigelassen, aber die Ausländer sind immer noch in ihrer Gewalt.“

Der Nachrichtensender NDTV berichtete, einer der Italiener lebe seit mehr als zehn Jahren in Indien und betreibe in Orissa eine Agentur für Abenteuerurlaube. Der zweite Inder sei ein Tourist.

Malik sagte, die Regierung von Orissa habe Gespräche mit den Maoisten zur Freilassung der Ausländer aufgenommen. Der Nachrichtensender CNN-IBN meldete, Orissas Maoistenchef Sabyasachi Panda habe in einer Audiobotschaft unter anderem die Freilassung von Gesinnungsgenossen und ein Ende der Operationen gegen die Aufständischen in der Region gefordert.

Nach Informationen von NDTV wurden die Italiener verschleppt, nachdem sie einheimische Frauen beim Baden in einem Fluss fotografiert hätten. Maoisten entführen in der Regel Beamte oder Polizisten. Vor gut einem Jahr hatten Maoisten in Orissa einen hochrangigen Beamten in ihre Gewalt gebracht und nach achttägigen Verhandlungen wieder freigelassen.

Die indische Regierung hält Maoisten für die größte interne Bedrohung. Die Aufständischen operieren inzwischen in etwa einem Drittel der 626 Distrikte des Landes. Ihr Schwerpunkt liegt in Ost- und Zentralindien. Die Maoisten - in Indien Naxaliten genannt - kämpfen seit den 1960er Jahren gewaltsam für ein Ende der parlamentarischen Demokratie und für eine kommunistische Herrschaft in Indien.