Indonesien und Thailand stoppen Flüchtlingsboote

Jakarta/Genf/Beirut (dpa) - Die Lage der Bootsflüchtlinge in Südostasien wird immer verzweifelter. Nach Informationen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) warten dort derzeit rund 8000 Migranten auf Rettung.

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Vor den Küsten von Indonesien und Thailand wurden erneut Flüchtlingsboote mit mehreren hundert Menschen an Bord abgefangen. 800 der Flüchtlinge wurden gerettet, ein Schiff mit Migranten wurde nach einer Notversorgung wieder auf hohe See geschleppt. Die Kritik an dem Krisenmanagement der Behörden wächst.

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte forderte die Länder Südostasiens zur Rettung von Menschenleben auf. Er sei empört über Berichte, wonach Thailand, Indonesien und Malaysia Boote voller Migranten zurück aufs Meer geschickt haben, erklärte Said Raad al-Hussein in Genf. Es sei zu befürchten, dass viele von ihnen ums Leben kommen, obwohl dies vermeidbar wäre.

Fischer und Marinepolizei aus Indonesien hätten rund 800 Menschen gerettet, deren Schiff vor der Insel Sumatra zu sinken drohte, teilte Marinesprecher Fuad Basya mit. Die thailändische Marine schleppte ein Flüchtlingsschiff wieder aufs Meer hinaus, nachdem die Insassen mit Wasser, Essen und Medizin versorgt worden waren. Sie hätten nicht in Thailand an Land gewollt, hieß es.

Bei den Bootsflüchtlingen handelt es sich überwiegend um Rohingya, eine im mehrheitlich buddhistischen Myanmar lebende muslimische Minderheit, teils aber auch um Menschen aus Bangladesch.

In den vergangenen Tagen waren in Südostasien mehrere Boote gestoppt worden. IOM-Sprecher Joe Lowry warnte im Deutschlandfunk: „Die Zeit wird definitiv knapp.“ Teils seien die Flüchtlinge seit Anfang März auf Booten unterwegs. Einige Boote trieben führungslos umher.

Am Donnerstag war ein Flüchtlingsboot in der Andamanensee vor Thailand mit rund 350 Menschen an Bord nahe der Insel Koh Lipe entdeckt worden. Journalisten fuhren auf einem anderen Schiff heran, und die Flüchtlinge riefen ihnen zu, dass zehn Menschen auf der Fahrt gestorben und ihre Leichen ins Wasser geworfen worden seien. Fernsehbilder zeigten auch Flüchtlinge, die ins Wasser sprangen, um die von thailändischen Hubschraubern abgeworfenen Lebensmittel aufzufischen. Die Marine habe das Schiff danach wieder aufs Meer hinaus geschleppt, meldete die „Bangkok Post“ am Freitag.

Malaysias Regierungschef Najib Razak zeigte sich am Freitag höchst besorgt und plädierte für eine internationale Lösung des Problems. „Wir sind in Kontakt mit allen relevanten Seiten, mit denen wir den Wunsch teilen, eine Lösung für diese Krise zu finden“, sagte er.

In Malaysia wurden zuletzt zwei Flüchtlingsboote mit insgesamt rund 1000 Menschen an Bord vor der Insel Penang im Nordwesten des Landes abgefangen. Eines wurde am Donnerstag zu seinem Heimathafen zurückgeschickt, das andere sollte nach Reparatur der Maschinen ebenfalls wieder in See stechen. Nach Regierungsangaben leben schon 151 000 Flüchtlinge in Malaysia, 94 Prozent von ihnen aus Myanmar.

Auch auf dem Mittelmeer sind weiter Tausende von Flüchtlingen unterwegs. Die meisten versuchen von Libyen aus die Südgrenze der Europäischen Union zu erreichen. Allein am Donnerstag retteten die italienische Küstenwache, die deutsche Fregatte „Hessen“ und andere Schiffe im Mittelmeer mehr als 2000 Migranten aus Seenot.

Der ursprünglich auf 30 Tage angelegte Einsatz der beiden deutschen Marine-Schiffe, die sich an der Seenotrettung im Mittelmeer beteiligen, soll laut Bundesverteidigungsministerium verlängert werden. Die Fregatte „Hessen“ und das Versorgungsschiff „Berlin“ waren am 5. Mai in den Einsatz gestartet.

Die Europäische Union treibt inzwischen mit Hochdruck die Vorbereitungen für Militäreinsätze gegen Schleuserbanden voran. Am Montag könnten bei einer EU-Ratssitzung in Brüssel bereits weitere Entscheidungen getroffen werden. Zu dem Treffen werden alle Außen- und Verteidigungsminister der 28 Mitgliedstaaten erwartet.

Der Libanon fordert von der internationalen Gemeinschaft mehr Hilfe für die Aufnahme syrischer Flüchtlinge. Außenminister Gebran Bassil kritisierte bei einem Besuch seines deutschen Kollegen Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Beirut, dass viele Zusagen nicht eingehalten worden seien. Deutschland zähle zu den wenigen Ländern, die ihre Versprechen erfüllt hätten. Der Libanon hat nach eigenen Angaben etwa 1,5 Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Das entspricht etwa einem Drittel der Einwohnerzahl von vier Millionen. Auch viele Bootsflüchtlinge auf dem Mittelmeer stammen aus Syrien.