Schiitische Pilger attackiert IS-Selbstmordattentäter tötet im Irak mehr als 70 Menschen
Bagdad (dpa) - Ein IS-Selbstmordattentäter hat südlich der irakischen Hauptstadt Bagdad mindestens 73 Menschen mit in den Tod gerissen. Der Angreifer habe in der Nähe der Stadt Al-Hilla an einer Tankstelle einen mit Sprengstoff beladenen Laster zur Explosion gebracht, teilte die Polizei mit.
Mehr als 100 Menschen wurden demnach verletzt. Wegen der Stärke der Explosion könne die Opferzahl noch steigen. Das Auswärtige Amt in Berlin sprach von einer „abscheulichen Tat“.
Bei vielen Opfern handelt es sich den Angaben zufolge um Pilger aus dem Nachbarland Iran, die auf dem Rückweg aus der Stadt Kerbela waren. Insgesamt seien acht Busse getroffen worden, hieß es. Nach Behördenangaben in Teheran sind mindestens 20 iranische Pilger unter den Toten.
Die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich zu dem Attentat. Das IS-Sprachrohr Amak erklärte im Internet, mehr als 200 Menschen seien getötet oder verletzt worden.
„Diese barbarische und menschenverachtende Tat ist eine verzweifelte Reaktion des IS auf die jüngsten Niederlagen“, sagte der iranische Außenamtssprecher Bahram Ghassemi. Aber auch Attentate hielten den Iran nicht davon ab, die irakische Regierung in ihrem unermüdlichen Kampf gegen den IS weiterhin zu unterstützen, so der Sprecher laut der Nachrichtenagentur Fars.
Eine AA-Sprecherin sagte, die Tat zeige „einmal mehr die blanke Menschenverachtung von IS und den maßlosen Hass der Terroristen auf jahrhundertealte Glaubenstraditionen“.
Der IS verübt im Irak immer wieder Anschläge, die sich vor allem gegen die Mehrheit der Schiiten richten. Im vergangenen Sommer waren in der Hauptstadt Bagdad beim bisher verheerendsten Anschlag der Dschihadisten mehr als 280 Menschen getötet worden, als eine Autobombe vor einem Einkaufszentrum explodierte. In der vergangenen Woche starben bei einem Selbstmordanschlag auf die Stadt Falludscha mindestens 20 Menschen. Mit den Attentaten wollen die Extremisten die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten im Irak weiter anheizen.
Seit Mitte Oktober läuft eine Großoffensive irakischer Sicherheitskräfte auf die IS-Hochburg Mossul. Am Mittwoch hatten Schiitenmilizen die letzte Versorgungsroute der Großstadt gekappt. Mossul und das noch vom IS gehaltene Umland sind damit von der Außenwelt abgeschnitten. Die Versorgungsroute Richtung Syrien ist für die Extremisten überlebenswichtig, weil sie über die Strecke Nachschub und Kämpfer transportiert.
Der Einsatz der eng mit dem schiitischen Iran verbundenen Milizen an der Offensive ist höchst umstritten. Die Sunniten lehnen ihn ab, weil sie befürchten, dass die Milizen ihren Einfluss im Irak weiter ausdehnen. Mit ihrem Vormarsch sind die Schiiten tief in sunnitisches Kernland vorgedrungen.