Israel: Frustration über Tod Demjanjuks vor Bestrafung
Tel Aviv (dpa) - In Israel ist der Tod des ehemaligen KZ-Wachmanns und Nazi-Verbrechers John Demjanjuk vor einer echten Bestrafung mit Frustration aufgenommen worden. Der Nazi-Jäger Efraim Zuroff sagte der Nachrichtenagentur dpa, Demjanjuk habe sein Leben zumindest als „schuldiger Mensch“ beendet.
„Ich hätte es klar bevorzugt, wenn er im Gefängnis gestorben wäre, wo er hingehörte, aber das war leider nicht der Fall“, sagte der Leiter des Wiesenthal-Zentrums in Israel.
Er lobte „die Hartnäckigkeit der Staatsanwälte in den USA und in Deutschland, deren Einsatz sichergestellt hat, dass Demjanjuk sein Leben als schuldiger Mensch beendet hat“. Demjanjuks Verurteilung könne als Präzedenzfall dienen, „der die Zahl der in Deutschland verurteilten Nazi-Verbrecher erhöhen kann“.
Der Holocaust-Überlebende Noah Klieger schrieb hingegen, der 91-Jährige sei mit seinem Tod einer angemessenen Strafe entkommen. „Er wurde verurteilt - aber nicht bestraft“, schrieb er in der Zeitung „Jediot Achronot“. „Der Mörder, der dem Galgen entkommen ist und die Justizbehörden immer wieder an der Nase herumgeführt hat, ist friedlich in einem deutschen Altersheim gestorben und nicht in der Gefängniszelle, in die er gehört hätte.“ Demjanjuk starb am Samstag zehn Monate nach der Verurteilung in einem Pflegeheim bei Rosenheim.
In Israel war Demjanjuk 1988 zum Tode verurteilt worden. Das Urteil war jedoch aus Zweifel an seiner Identität aufgehoben worden. Der Historiker Tom Segev schrieb am Sonntag in der Zeitung „Haaretz“, der Fall Demjanjuk veranschauliche wie kein zweiter „die Unfähigkeit des liberalen Justizsystems, Nazis und ihre Helfershelfer angemessen zu bestrafen“. Das israelische Justizsystem habe sich damals an seine strengen Grundregeln gehalten und sei daher gezwungen gewesen, ihn entkommen zu lassen, obwohl seine Schuld deutlich gewesen sei.