Klitschko wirft seinen Hut in den Ring

Der Oppositionspolitiker will neuer Präsident werden. Im Westen ist er beliebt, in seiner Heimat dagegen umstritten.

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Kiew. Nach dem Umsturz in der Ukraine sind die neuen Machthaber zerstritten: Trotz eines drohenden Staatsbankrottes haben sich die bisherigen Oppositionsgruppen weiter auf keine Übergangsregierung einigen können. Das Parlament verschob eine für gestern geplante Abstimmung auf morgen.

Oppositionspolitiker Vitali Klitschko kündigte am Dienstag offiziell an, dass er neuer Staatschef der Ex-Sowjetrepublik werden will. Auch die freigelassene Oppositionsikone Julia Timoschenko will antreten.

Der 42-jährige Boxweltmeister ist vor allem wegen seiner beachtlichen Boxerkarriere im Westen einer der populärsten Oppositionspolitiker seines Landes. Aber so populär Klitschko im Westen ist — in seinem Heimatland hat er einen deutlich schwereren Stand.

Dass er auf Vermittlung des deutschen, französischen und polnischen Außenministers vor dessen Sturz ein Abkommen mit dem abgesetzten Präsidenten Viktor Janukowitsch akzeptierte und dem bei der Opposition verhassten Staatschef dann auch noch — wenn auch grimmig — die Hand schüttelte, brachte ihm bei den radikaleren Kräften der Opposition viel Kritik ein; auf der Bühne des Maidan wurde der mäßige Redner Klitschko später ausgebuht — ganz anders als Timoschenko, der die Massen an gleicher Stelle zujubelten.

„Ich bin überzeugt, dass wir die Prinzipien und Spielregeln in der Ukraine komplett ändern müssen, wir müssen die Gerechtigkeit wiederherstellen“, sagte Klitschko bei der Ankündigung seiner Kandidatur für die Wahl am 25. Mai. Seine Auslandserfahrung machte ihn zum überzeugten Demokraten — er ist der Hoffnungsträger der liberalen pro-europäischen Opposition und will die Ukraine an die EU heranführen.

Derweil geht die Suche nach Janukowitsch weiter. Zuletzt soll der mit Haftbefehl Gesuchte auf der prorussisch geprägten Halbinsel Krim gesehen worden sein. Gegen ihn wird wegen „Massenmordes“ ermittelt. Er soll tödliche Schüsse auf Regierungsgegner in Auftrag gegeben haben. Das Parlament beschloss, den 63-Jährigen im Falle einer Festnahme an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu überstellen.