Korruptionsprozess: Ex-Funktionär Bo Xilai attackiert Zeugen
Jinan (dpa) - Der gestürzte chinesische Spitzenpolitiker Bo Xilai hat am zweiten Prozesstag mit seiner kämpferischen Verteidigung nachgelegt. Seine Frau und ihre Anschuldigungen seinen „verrückt“, sagte er am Freitag vor Gericht im ostchinesischen Jinan nach einem dort veröffentlichten Protokoll.
Ein Geschäftsmann, der ihn bestochen haben will, verbreite Lügen; die Anschuldigungen seines engen Vertrauten seien „Geschwätz“. Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren Politstar Korruption und Machtmissbrauch vor.
Entgegen den Behauptungen seiner Frau Gu Kailai habe er nichts mit dem Kauf einer Villa in Frankreich zu tun, sagte Bo. Ihr könne man nicht mehr vertrauen, legte er nach. „Sie ist verrückt geworden. Sie lügt immer.“ Enthüllungen über den Giftmord von Gu Kailai an dem befreundeten britischen Geschäftsmann Neil Heywood hatten den Skandal ins Rollen gebracht. Im August 2012 war Gu wegen Mordes zu einer Todesstrafe auf Bewährung verurteilt worden.
„Als sie Neil getötet hatte, war sie stolz“, erzählte Bo nun vor Gericht. Sie habe sich sogar mit dem Geschichtshelden Jiang Ke verglichen, der noch heute in China für sein gescheitertes Attentat auf einen chinesischen Kaiser vor fast 2000 Jahren verehrt wird. „Das zeigt doch, dass sie mentale Probleme hat.“ Schon zum Prozessauftakt am Donnerstag hatte Bo Xilai die Korruptionsvorwürfe zurückgewiesen und der Anklage eine schwache Beweisführung vorgeworfen.
Das kommunistische Parteiorgan „Volkszeitung“ nannte die Fakten zu den Verbrechen am Donnerstag aber „unumstößlich“. Das Blatt warf Bo Xilai ausweichende Antworten und „Wortspielereien“ vor. Das Urteil soll möglicherweise im September verkündet werden, wie Staatsmedien berichteten. Dem 64-Jährigen drohen zwischen 15 Jahren und lebenslanger Haft.