Lange Asylverfahren verringern Jobchancen
Zürich (dpa) - Ein lange Wartezeit auf den Asylentscheid mindert für Flüchtlinge die Chancen auf Arbeit. Das haben Forscher der Universitäten Zürich und Stanford auf Basis von Daten aus der Schweiz herausgefunden.
„Egal wie gut Flüchtlinge gebildet sind, egal woher sie kommen, ob sie alt oder jung sind - wenn ihr Leben jahrelang in der Warteschleife bleibt, werden sie entmutigt“, sagte Studien-Mitautor Dominik Hangartner.
Die Wissenschaftler untersuchten Daten von über 17 000 Flüchtlingen, die zwischen 1994 und 2004 in der Schweiz Asyl beantragt und innerhalb von fünf Jahren auch erhalten haben, wie sie im Fachblatt „Science Advances“ schreiben.
Das Ergebnis: Zwölf Monate mehr Wartezeit verringern die Chancen deutlich, am Ende des Jahres, in dem der positive Asylentscheid ergangen ist, eine Arbeit zu haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Flüchtling einen Job bekommt, sinkt demnach durch ein Wartejahr um vier bis fünf Prozentpunkte.
In Deutschland und einigen anderen EU-Ländern erwarten die Forscher ähnliche Resultate, da dort Asylverfahren, Arbeitsmärkte und die Flüchtlingssituation ähnlich wie in der Schweiz sind.
Bereits eine Verkürzung von Asylverfahren um 10 Prozent der Wartezeit vergrößert laut der Studie die Chance, dass anerkannte Flüchtlinge einen Job finden. Die Schweiz könnte durch reduzierte Sozialleistungen und erhöhte Steuereinnahmen jährlich rund 5,16 Millionen Franken (4,77 Millionen Euro) einsparen. Besser integrierte Flüchtlinge würden auch eher von der lokalen Bevölkerung akzeptiert.
Da Deutschland noch mehr Flüchtlinge beherbergt als die Schweiz, könne die Bundesrepublik mit beschleunigten Asylverfahren wohl noch mehr Geld einsparen, schätzt Hangartner. Er und sein Team wiederholen die Studie zurzeit in Deutschland und wollen die Resultate 2017 veröffentlichen.
Wie in Deutschland können Ankömmlinge in der Schweiz unter bestimmten Voraussetzungen bereits während ihres Asylverfahrens eine Arbeitserlaubnis bekommen. Dies würde aber im Vergleich zu einer verkürzten Verfahrensdauer kaum die Chancen erhöhen, später Arbeit zu haben.