Wahlkampf in Frankreich Le Pen „borgt“ Redeauszüge vom Ex-Kontrahenten Fillon

Paris (dpa) - Die rechte französische Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen soll Teile einer Rede bei ihrem ehemaligen Konkurrenten Francois Fillon abgekupfert haben.

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Mehrere Passagen der Wahlkampfrede Le Pens am Montag in Villepinte bei Paris hatten demnach Ähnlichkeit mit einer patriotischen Rede des in der ersten Runde gescheiterten konservativen Kandidaten Fillon vom 15. April. Das berichtete unter anderem die Zeitung „Le Monde“. Le Pen habe die Urheberschaft dieser Passagen nicht erwähnt.

Vertreter von Le Pens Front National (FN) wiesen Plagiatsvorwürfe zurück. „Das ist eine kleine Anleihe“, sagte Generalsekretär Nicolas Bay am Dienstag. Le Pens Wahlkampfdirektor David Rachline sagte der Zeitung „Liberation“, die Kandidatin habe die Anleihen bei Fillon bewusst gemacht. Le Pen wolle zeigen, dass sie eine Kandidatin sei, die die Menschen zusammenbringe.

Der YouTube-Kanal Ridicule TV hatte als erstes ein Video mit einer Gegenüberstellung der teils wortgleichen Redeteile veröffentlicht. Der Satirekanal soll laut Berichten Fillon nahestehen.

Le Pen und der als Favorit gehandelte Ex-Minister Emmanuel Macron stehen sich an diesem Sonntag im Endduell der Präsidentenwahl gegenüber. Nach Umfragen kann Macron mit 59 Prozent der Stimmen rechnen. Das sind mehrere Punkte weniger als noch in der vergangenen Woche. Le Pen käme demnach auf 41 Prozent. Vor gut einer Woche hatte der frühere Wirtschaftsminister Macron den ersten Wahlgang mit 24,01 Prozent gewonnen; Le Pen hatte es mit 21,3 Prozent ebenfalls in die Stichwahl geschafft.

Macron und Le Pen werden am Mittwochabend bei einer mit Spannung erwarteten TV-Debatte auftreten. Vor 15 Jahren hatte sich der Konservative Jacques Chirac geweigert, mit seinem Herausforderer, dem FN-Gründer Jean-Marie Le Pen, vor die Kameras zu treten. Chirac gewann die Wahl 2002 gegen Marine Le Pens Vater haushoch.

Der sozialistische Premierminister Bernard Cazeneuve rief den Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon eindringlich auf, sich klar zu entscheiden. Mélenchon hatte im ersten Wahlgang knapp 19,6 Prozent der Stimmen erhalten und es als einen Fehler bezeichnet, FN zu wählen. Eine klare Wahlempfehlung für Macron hatte der 65-Jährige jedoch nicht ausgesprochen.

Eine Befragung von Mélenchons Bewegung „La France insoumise“ ergab, dass nur gut ein Drittel ihrer Anhänger (34,83 Prozent) für Macron stimmen will. Zwei Drittel (65,17 Prozent) wollten sich entweder enthalten oder einen leeren Wahlumschlag einwerfen, teilte die Bewegung mit.

Der linke frühere griechische Finanzminister Gianis Varoufakis sprach sich unterdessen dafür aus, Macron zu wählen. Der damalige französische Minister habe auf dem Höhepunkt der griechischen Schuldenkrise zu seinem Land gehalten, schrieb Varoufakis in der Zeitung „Le Monde“.