Mandelas Zustand weiter kritisch
Pretoria (dpa) - Südafrika bangt weiter um seinen schwer kranken Nationalhelden Nelson Mandela. Am Donnerstag wurde allerdings unerwartet eine positive Entwicklung gemeldet.
„Es geht ihm viel besser als gestern Nacht, als ich ihn sah“, teilte Südafrikas Präsident Jacob Zuma nach seinem zweiten Besuch in der Klinik in Pretoria innerhalb von 24 Stunden mit. Der Gesundheitszustand des 94-Jährigen sei weiterhin „kritisch, aber stabil“, so das Präsidialamt.
Die zunehmende Sorge um den todkranken Mandela überschattet auch die Vorbereitungen des Südafrika-Besuchs von US-Präsident Barack Obama, der am Freitag am Kap erwartet wird. Obama würdigte Mandela in Dakar, der ersten Station seiner Afrikareise, am Donnerstag als „Helden für diese Welt“. Sollte der 94-Jährige sterben, werde sein Vermächtnis über Jahrhunderte bestehenbleiben, sagte Obama.
Zuma sagte nach seinem Besuch am Krankenbett Mandelas am Mittwochabend eine für Donnerstag geplante Reise zu einem Gipfel südafrikanischer Staaten in Maputo (Mosambik) kurzfristig ab.
Die älteste Tochter des Friedensnobelpreisträgers, Makaziwe Mandela, berichtete, die Familie habe die Hoffnung nicht verloren. Mandela öffne seine Augen. „Wenn wir ihn berühren, reagiert er“, sagte sie dem südafrikanischen TV-Sender SABC. Vielleicht sei Gott gnädig und „Tata (Vater) ist am 18. Juli noch am Leben und wir können als Familie seinen Geburtstag wie immer feiern“. Mandela würde an diesem Tag 95 Jahre alt.
Sein Zustand sei aber weiter kritisch, sagte die Tochter: „Ich will nicht lügen, er sieht nicht gut aus.“ Die Enkelin des Ex-Präsidenten, Ndileka Mandela, bezeichnete vor Journalisten die Atmosphäre am Krankenlager ihres Großvaters als voller Angst.
Mandela wird nach den Worten von Familienangehörigen künstlich beatmet. Die Ärzte haben laut südafrikanischen Medien der Familie angeboten, sie könne über die Abschaltung der lebenserhaltenden Geräte entscheiden. Mandela ist seit dem 8. Juni wegen einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus.
Mandela hatte wegen seines Kampfes gegen das rassistische Apartheidsystem 27 Jahre lang in Haft gesessen. 1994 wurde er erster Präsident des demokratischen Südafrikas. Er ebnete den Weg zur Aussöhnung von Schwarzen und Weißen in seinem Heimatland und erhielt dafür 1993 den Friedensnobelpreis.